Ringdrossel

Ringdrossel

Turdus torquatus Linnaeus, 1758

Beschreibung

Die Ringdrossel bewohnt lichte Nadel- und Moorwälder sowie deren Säume in den hochmontanen bis subalpinen Lagen des Schwarzwaldes. Sie ist (wie die Amsel) ein Allesfresser (FVA 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Brutvorkommen in Baden-Württemberg sind auf zwei Gebiete beschränkt: Auf den Schwarzwald und auf das württembergische Allgäu. Die Brutgebiete im Schwarzwald konzentrieren sich deutlich auf drei Naturräume: Auf den Grinden-Schwarzwald, die Enzhöhen und die Nagold-Randplatten sowie den Hochschwarzwald. In Nordschwarzwald erstrecken sich die Brutvorkommen von Roßberg und Zwieselberg, über den Kniebis, den Schliffkopf und weiter nordwärts bis Kaltenbronn. Im Süd- und Mittelschwarzwald ist die Ringdrossel in allen zentralen Höhenzügen verbreitet, wobei die Schwerpunkte am Belchen, um Lörrach und im Feldbergmassiv liegen. Das Hauptverbreitungsgebiet erstreckt sich über Blauen, Brandeck, Köhlgarten, Sirnitz, Belchen, Todten Mann, Rabenstock und Ahaberg. Die Brutvorkommen auf der Adelegg im württembergischen Allgäu befinden sich in den obersten Regionen dieses Gebirgszuges auf etwa 1000 m ü. NN (Hölzinger, 1999).

Lebensraum

Die Ringdrossel bewohnt montane bis subalpine, lichte Nadel- und Moorwälder, insbesondere auch naturnahe und natürliche Fichtenwälder. Die Ringdrossel bevorzugt im Schwarzwald urwüchsige Wälder in den Kamm- und oberen Hanglagen. Zur Nestanlage sind junge Fichten von Bedeutung. Laubholzreiche Bestände mit einem Buchenanteil von über 40% werden in der Regel gemieden. Sie werden aber besiedelt, wenn feucht-schattige Nord- und Ostflanken der Kämme mit langer Schneelage und relativ starkem Nadelholzanteil vorhanden sind (Hölzinger, 1999).

Habitatstrukturen im Wald

  • Lichte, stufige nadelbaumgeprägte Wälder mit Fichte, Kiefer und Tanne. Oft in schattigen, nord- bis ostexponierten Lagen.
  • Strukturreiche Innen- und Außensäume.
  • Moore sowie an den Wald angrenzende, extensiv genutzte Freiflächen und halboffene Übergangsbereiche (Weidfelder, Heiden, felsige Bereiche, Wiesen und Weiden)
  • Dichte, niedrige Nadelbäume bzw. Büsche als Brutplätze (FVA 2020).

Lebensweise

  • Zugvogel.
  • Jahreszeitliches Auftreten: März bis Mitte Oktober.
  • Fortpflanzungszeit: 1. April bis 31. Juli.
  • Ortstreu mit insgesamt niedrigen Siedlungsdichten.
  • Ringdrosseln sind Freibrüter. Die Nester werden in Koniferen angelegt - überwiegend in Fichten, aber auch in Weißtannen.
  • Das Nest wird stammnah oder bis zu 2 m vom Stamm entfernt angelegt.
  • Die Jungvögel werden noch 2 bis 3 Wochen nach dem Ausfliegen von beiden oder von einem Altvogel geführt und in dieser Zeit auch noch gefüttert.
  • Die Brutperiode endet in der Regel im Juli, in Ausnahmefällen in der ersten Augusthälfte.
  • Die Nahrung ist überwiegend tierisch, Regenwürmer bilden sowohl bei den Altvögeln als auch bei der Jungenaufzucht die Hauptnahrung. Insekten, vor allem Larvenstadien, seltener Adulttiere, spielen als ergänzende Nahrung ebenfalls eine wichtige Rolle. Erbeutet werden besonders Käfer, Hautflügler, Schmetterlinge und Zweiflügler. Im Sommer und Herbst gewinnt vegetarische Nahrung stärker an Bedeutung, z.B. Beeren von Heidelbeere, Wacholder, Mehlbeere, Eberesche, Holunder und Himbeere (Hölzinger, 1999).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Kleinflächige Kahlschläge (≤ 1 ha) oder Femelhiebe, die lichte und stufige Strukturen schaffen.
  • Mischwuchsregulierung, die einen Nadelholzanteil > 60 % belässt, aber Pionierbaumarten wie Erle, Vogelbeere, Esche, Kirsche, Birke oder Weide als kleinräumige Beimischung fördert.
  • (Temporäres) Offenhalten von Blößen, Schadflächen und Bestandesrandbereichen bei der Jungwuchspflege und Jungbestandspflege (FVA 2020).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)

  • Offenhaltung unbefestigter Wege und Schneisen (Schaffung von Grenzlinien).
  • Waldrandgestaltung mit Übergängen und Verzahnung.
  • Wiedervernässung von Mooren und Moorwäldern.
  • Schaffung von halboffenen Übergangszonen zwischen Offenland und Wald (buchtige Waldränder, dort Zulassen von Waldweide).
  • Erhaltung und Schaffung von dauerhaft offenen, kleineren Freiflächen im Wald (FVA 2020).

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Umbau von Fichten(misch-)wald in Laubwald.
  • Aufforstung von Bergwiesen, Heideflächen, Magerrasen, Anmooren, Lichtungen, Blößen und Lücken.
  • Großflächig einzelstammweise Nutzung, mit ausschließlich kleinflächiger Verjüngung (sehr vorratsreicher Plenterwald) (FVA 2020).

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung von strukturreichen, naturnahen und nadelholzreichen Bergwäldern.
  • Erhaltung der Moore, Moorwälder und Weidfelder.
  • Erhaltung von Mosaiken aus Wald und Offenland bzw. Lichtungen.
  • Erhaltung von Flächen mit baumartenreicher Sukzession.
  • Erhaltung von Waldinnen- und -außensäumen.
  • Erhaltung störungsfreier oder zumindest störungsarmer Fortpflanzungsstätten während der Fortpflanzungszeit (01.04. – 31.07.).“ (Zitat aus VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Resümee

Lichtwaldart. Als typischer Saumbewohner profitiert die Ringdrossel von allen Maßnahmen, die zu halboffenen Wald-Offenland-Übergangsbereichen und breiten Waldaußen- und -innensäumen führen. Darüber hinaus gehende Maßnahmen sind im Rahmen einer naturnahen Nadelwaldbewirtschaftung i.d.R. nicht erforderlich. Die Ringdrossel profitiert von allen Störungsflächen (z.B. durch Sturm oder Borkenkäfer) im Wald. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Turdidae
Gattung
Turdus
Art
Turdus torquatus Linnaeus, 1758
Artengruppe
Vögel
Typ
Waldzielart Natura 2000
Lebensraum
  • Wuchsgebiet
    • Schwarzwald
  • Waldtypen
    • Moorwälder
    • Nadelwälder
  • Habitatstruktur
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldweidekonzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    mittel
  • Rote Liste BW:
    Vom Aussterben bedroht (1)
  • Rote Liste DE:
    (*) Ungefährdet
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    2
  • Verantwortungsart BW:
    ja

Autoren

  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) & LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Ringdrossel Entwurf.
Hölzinger, J. 1999
Die Vögel Baden-Württembergs, Band 3.1: Singvögel 1. Passeriformes–Sperlingsvögel: Alaudidae (Lerchen) bis Sylviidae (Zweigsänger).