Rentierflechten
Rentierflechten
Cladonia arbuscula
Beschreibung
Cladonia arbuscula und Cladonia rangiferina sind die beiden häufigsten Vertreter der Rentierflechten in Baden-Württemberg. Die Rentierflechten sind recht auffällige, reich verzweigte grauweiße bis blass gelbliche Strauchflechten mit hohlen Stämmchen. Diese enden mit einer Öffnung, wobei drei bis vier kurze Endzweige gruppiert sind. In trockenem Zustand sind sie sehr empfindlich gegenüber mechanischer Belastung, wie z.B. Tritt.
Erkennungsmerkmale
Die Rentierflechten sind durch reich verzweigte, hell gefärbte, aufrecht wachsende, strauchförmige Lager gekennzeichnet. Sie erreichen eine Höhe von 5 bis 8 cm. Sie bestehen aus aufrechten, an den Enden offenen, mehr oder weniger reich verzweigten, hohlen Stämmchen, Die Endzweige sind bei den meisten Arten nach einer Seite gebogen und oft bräunlich gefärbt. Wichtiges Merkmal aller Rentierflechten ist das völlige Fehlen von Schüppchen oder kleinen Blättchen sowohl auf dem Boden als auch auf den Stämmchen und Zweigen. Cladonia arbuscula ist blass gelblich gefärbt, die Oberfläche der Stämmchen erscheint unter der Lupe meist kompakt und dicht knorpelig. Cladonia rangiferina und C. stygia sind grauweiß, die Oberfläche ist matt und erscheint unter der Lupe leicht filzig.
Vorkommen in Baden-Württemberg
Die beiden genannten Rentierflechten-Arten kommen recht verbreitet im Schwarzwald und Odenwald vor. Im übrigen Baden-Württemberg sind Rentierflechten äußerst selten.
Lebensraum
Die Rentierflechten gedeihen optimal unter lichtreichen, humiden Bedingungen auf sauren Böden. Inbesondere an Stellen, an denen durch große Nährstoffarmut oder Flachgründigkeit die Konkurrenzkraft höherer Pflanzen gehemmt ist. Diese Bedingungen finden sich in Baden-Württemberg:
- auf Torfböden und Rohhumusdecken an lichten Stellen (auch im Bestand).
- in Zwergstrauchheiden (Heidelbeere) und Borstgrasrasen.
- im Bereich von übererdeten Silikatfelsen und Blockhalden.
- auf nährstoffarmen, sauren und trockenen Sandböden.
Klimatisch bevorzugen die Rentierflechten kühle Lagen der montanen Stufe.
Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen
- Erhaltung und Förderung lichtreicher Standortsbedingungen, durch regelmäßige Eingriffe (bei feuchter Witterung) mit einem Ziel Kronenschlussgrad zwischen 0,4-0,7.
- Erhaltung und Sicherung natürlicher und naturnaher, waldfreier Felsstandorte und Blockhalden.
- Entbuschung der Randbereiche waldfreier Felsstandorte und Blockhalden mit Rentierflechten-Vorkommen, Entfernung von eingetragenem Astwerk (Betreten nur bei feuchtem Wetter!).
- Keine Waldkalkung auf Standorten von Rentierflechten.
- Erhaltung und Entwicklung von bodensauren Magerrasen, Borstgrasrasen, Heiden und Sandrasen mit Vorkommen von Rentierflechten.
- Stamm
- Ascomycota
- Familie
- Cladoniaceae
- Gattung
- Cladonia
- Art
- Cladonia arbuscula
-
Wuchsgebiete
- Baar-Wutach
- Neckarland
- Oberrheinisches Tiefland
- Odenwald
- Schwäbische Alb
- Schwarzwald
- Südwestdeutsches Alpenvorland
-
Waldtypen
- Buchenmischwälder
- Nadelwälder
- Trockenwälder
-
Habitatstrukturen
- Felsen / Blockhalden / Schutthänge
- Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
- Rohboden (inkl. Sandfluren / Flusskiesfluren)
- Biotop
- Priorität:
mittel - Rote Liste BW:
Gefährdet (3) - Rote Liste DE:
Stark gefährdet (2) -
Bundesnaturschutzgesetz:
2 - Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
- Anhang V
- Kalkungssensibel:
ja
Autoren
Bildautoren
Quellen
- Die Flechten Deutschlands Band 1.