Raufußkauz

Raufußkauz

Aegolius funereus (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (1) Autoren und Quellen

Beschreibung

Der Raufußkauz brütet in (Schwarzspecht-)Höhlen zusammenhängender, submontaner bis subalpiner Nadel(misch-)wälder. Zur Nahrungssuche – im Wesentlichen Kleinsäuger - werden offene Bereiche aufgesucht (FVA 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Der Raufußkauz ist in Baden-Württemberg im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb und im Odenwald verbreitet. Die Verbreitungsschwerpunkte im Schwarzwald liegen im Nordschwarzwald im Bereich des Grinden-Schwarzwaldes, der Enzhöhen und der Schwarzwald-Randplatten und im Südschwarzwald im südöstlichen Schwarzwald und im Hochschwarzwald. Auf der Schwäbischen Alb besteht das Hauptvorkommen auf dem Albuch. Weitere Vorkommen bestehen auf der Hohen Schwabenalb. Im Odenwald liegt das Hauptvorkommen im Sandstein-Odenwald (Hölzinger & Mahler 2001).

Lebensraum

Der Raufußkauz bewohnt zusammenhängende, gerne submontane bis subalpine Nadel- und Buchenmischwälder. Hauptbeute sind Wühl- und Langschwanzmäuse. Er ist auf Baumhöhlen angewiesen. Als Bewohner der borealen Nadelwälder ist der Raufußkauz in Baden-Württemberg bis auf wenige Ausnahmen auf die durch rauhes, montanes Klima gekennzeichneten, ausgedehnten Waldgebiete des Schwarzwaldes, der Schwäbischen Alb, des Odenwaldes und (inzwischen verwaist) des Schwäbischen Waldes beschränkt. Im Schwarzwald besiedelt der Raufußkauz ausgedehnte, plenterartig bewirtschaftete, alte Wälder mit Tanne, Fichte und Buche sowie Kiefer. Wälder, die älter als 150 Jahre alt sind, werden deutlich bevorzugt. Auf der Schwäbischen Alb werden auch reine Buchenwälder und Buchen-Fichten-Mischwälder besiedelt. Auch um Schwarzwald werden buchenreiche Nadelmischwälder bevorzugt, da die Buche für den Schwarzspecht der primäre Höhlenbaum ist, von dessen Höhlen wiederum der Raufußkauz abhängig ist (Hölzinger & Mahler 2001).

Jagdhabitat

  • Alle Freiflächen mit Mausvorkommen: Moore, Waldränder, Blößen, Lichtungen, Holzlagerstreifen oder Waldwiesen.
  • Unterholzfreie Waldbestände oder lückig stehende Althölzer.
  • Dickungen und Jungbestände (häufig Fichtendickungen) als Tageseinstände (FVA 2020).

Bruthabitat

  • Ältere, heterogen strukturierte Nadel-und Mischwälder mit Tanne, Fichte, Buche und Kiefer.
  • Höhlenbäume (v.a. Schwarzspechthöhlen); z.T. erfolgt jährlicher Höhlenwechsel (FVA 2020).

Lebensweise

  • Stand- und Strichvogel.
  • Insbesondere Weibchen und Jungvögel: Ortswechsel über große Distanzen.
  • Starke Populationsschwankungen, abhängig vom Beutevorkommen.
  • Fortpflanzungszeit ist von 1. März bis 31. August.
  • Adulte Raufußkäuze sind weitgehend Standvögel. Jungkäuze erkunden schon während der Herbst- und Wintermonate geeignete Reviere.
  • Höhlenbrüter.
  • In der Regel beträgt die Brutdauer 26 bis 27 Tage.
  • Die Jungvögel fliegen mit 30 bis 32 Tagen aus.
  • Die Nahrung ist ausschließlich tierisch. Erbeutet werden Kleinsäuger und Vogelarten (Hölzinger & Mahler 2001).
  • tendenziell in Ausbreitung begriffen.
  • Territorial in der Brutzeit, insbesondere die Weibchen und Jungvögel sind aber wenig ortstreu (FVA 2020).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

  • Erhaltung und Schutz großflächiger, zusammenhängender, extensiv-plenterartig genutzter, strukturreicher Alterswälder in den Verbreitungsgebieten das Raufußkauzes.
  • Erhöhung der Umtriebszeiten.
  • Vermeidung der weiteren Zerschneidung von Wäldern.
  • Besserer Schutz von Bäumen mit Schwarzspechthöhlen.
  • Eventuell Schutzmaßnahmen gegen Marder (Hölzinger & Mahler 2001).

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Erhaltung von Höhlenbäumen, z.B. durch Umsetzung des Alt- und Totholzkonzeptes von ForstBW:
    • Dauerhaftes Belassen eines kohärenten Netzes von Altholzinseln.
    • Dauerhaftes Belassen und Markieren von (Schwarzspecht-) Höhlenbäumen und Bäumen mit Astabbrüchen.
  • Dauerwaldartige Waldbewirtschaftung.
  • Förderung von Mischbaumarten, auch von Tanne und Fichte auf geeigneten Standorten.
  • (Temporäres) Offenhalten von Blößen und Verjüngungsflächen im Zuge der Bestandesbegründung.
  • Jungbestandspflege, die als Tageseinstand geeignete (dichte) Nadelbäume belässt (FVA 2020).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)

  • Anlage von Holzlagerstreifen, Schneisen und Waldwiesen.
  • Waldinnenrandpflege, die (offene) Jagdhabitate erhält (FVA 2020).

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Entnahme von Höhlenbäumen.
  • Forstliche Maßnahmen in der Brutzeit im Umkreis von ca. 100 m um Großhöhlenbäume/-zentren.
  • Verkürzte Umtriebszeiten mit Zielstärkennutzung < 50 cm BHD, soweit daraus ein Mangel an Höhlenbäumen entsteht.
  • Umbau in strukturarme Reinbestände.
  • Aufstellen von Drahtzäunen (u. a. indirekter Mortalitätsfaktor).
  • Aufforstung von Waldwiesen und Schneisen (FVA 2020).

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung von strukturreichen und großflächigen Nadel- oder Mischwäldern, insbesondere buchenreichen Nadelmischwäldern.
  • Erhaltung von Mosaiken aus lichten Altholzbeständen und Lichtungen sowie Stangenholz und Dickungsbereichen.
  • Erhaltung der Bäume mit Großhöhlen .
  • Erhaltung von stehendem Totholz mit großem Stammdurchmesser.
  • Erhaltung störungsfreier oder zumindest störungsarmer Fortpflanzungsstätten während der Fortpflanzungszeit (01.03. – 31.08.).“ (Zitat aus VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Resümee

Klimaxart. Der Fokus liegt auf der Erhaltung geeigneter Höhlenbäume z.B. durch Umsetzung des Alt- und Totholzkonzeptes von ForstBW. Des Weiteren ist im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung auf die Erhaltung oder Entwicklung kleinflächig offener bis lichter Bereiche im Waldverbund zu achten. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

Verbreitung
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Strigidae
Gattung
Aegolius
Art
Aegolius funereus (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Vögel
Typ
Natura 2000
Lebensraum
  • Habitatstrukturen
    • Alte Bäume / Habitatbäume (lebend)
    • Totholz
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    niedrig
  • Rote Liste BW:
    (*) Ungefährdet
  • Rote Liste DE:
    (*) Ungefährdet
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    3
  • Verantwortungsart BW:
    ja

Autoren

  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

  • Denali National Park and Preserve

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Raufußkauz.
Hölzinger, J. & Mahler, U. 2001
Die Vögel Baden-Württembergs, Nicht-Singvögel 3.
Bilder anhängen