Platterbsen-Widderchen
Beschreibung
Das Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Widderchen (Zygaenidae). Die Art ist auf lichte Wälder und breite Saumbereiche mit Vorkommen von Platterbsen angewiesen und seit den 70er Jahren stark rückläufig (Ebert et al. 1994).
Erkennungsmerkmale
Das Platterbsen-Widderchen ist von anderen einheimischen Widderchen gut durch seine fast ungekolbten und dünnen Fühler zu unterscheiden (Ebert et al. 1994).
Außerdem ist Streifen 3 (der am weitesten vom Körper entfernte Streifen) nicht zum Außenrand des Flügels verlängert. Anderes gesagt, das Platterbsen-Widderchen hat im Gegensatz zu den anderen einheimischen Widderchen mit Streifen keinen Fleck 6 (TMD, 2020).
Die Raupe trägt ein auffälliges gelb-schwarzes Muster und hat als einzige Zygaena Art eine rußig schwarze Unterseite (Ebert et al. 1994).
Vorkommen in Baden-Württemberg
Die Art ist aktuell noch auf der Schwäbischen Alb, auf der Baar- und Hegaualb sowie im Kaiserstuhl zu finden. Ehemalige Vorkommen im Schönbuch, Kraichgau, Nordschwarzwald und Tauberland sind verschollen.
Lebensraum
Das Platterbsen-Widderchen besiedelt lichte Wälder, Freiflächen im Waldverbund (Kahlschläge, Nieder-/Mittelwaldhiebe) und ausgedehnte Saumbereiche an Wegen oder im Übergangsbereich zum Offenland. Die Raupen fressen an verschiedenen Platterbsen-Arten (z.B. Lathyrus pratensis, Lathyrus vernus). Die Falter nutzen z.B. Knautien und Disteln zur Nahrungsaufnahme. Die Wanderfähigkeit liegt bei 1-5 km, die Siedlungsdichte in geeignete Habitaten bei 50-100 Faltern pro ha (Hermann et al. 2019).
Lebensweise
Das Platterbsen-Widderchen fliegt auf klimatisch begünstigten Standorten schon recht früh im Jahr (Ende Mai, Anfang Juni). Die Dauer der Flugzeit beträgt ca. vier Wochen. Während der Flugzeit legen die Weibchen verhältnismäßig große weiße Eier, aus denen nach sieben Tagen die Eiräupchen schlüpfen. Die Nahrung der Raupen besteht hauptsächlich aus Lathyrus Arten. Nach der Überwinterung der Raupen werden die Kokons gerne erhöht und nach Süden oder Südwesten ausgerichtet angebracht. Der Flugradius der Art kann mehrere Hundert Meter betragen (nachgewiesen wurde zum Beispiel eine Flugdistanz von 300 m) (Ebert et al. 1994).
Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen
Neuentwicklung von Habitaten innerhalb der Vorkommensareale. Dies geschieht am besten durch Schaffung von Freiflächen. Zudem kann die Art durch breite, besonnte Waldinnen und –außenränder gefördert werden. Die Überschirmung auf den Maßnahmenflächen soll max. 30% betragen. Das saubere Abräumen des Stark- und Schwachholzes sowie der Hiebsreste ist dabei sehr wichtig. Zur Lebensraumgestaltung eignet sich auch eine oberholzarme mittelwaldartige Waldbewirtschaftung, bei der Lebensraum-Potentialflächen in Schläge von mind. 1 ha, besser 2-3 ha, eingeteilt werden und in einem regelmäßigen Turnus auf den Stock gesetzt werden (Details hierzu in der WET-Richtline, Behandlungstyp Eichen-Mittelwald). Mit dem Einsatz eines Mulchers kann ggf. die Entwicklung einer krautigen Vegetation gefördert werden.
Synergien und Zielkonflikte
Von der Schaffung von Freiflächen und frühen Sukzessionsstadien für das Platterbsen-Widderchen profitiert eine ganze Reihe an Lichtwaldfaltern, insbesondere auf der Schwäbischen Alb.
- Stamm
- Arthropoda
- Familie
- Zygaenidae
- Gattung
- Zygaena
- Art
- Zygaena (Zygaena) osterodensis
-
Wuchsgebiete
- Oberrheinisches Tiefland
- Schwäbische Alb
-
Waldtyp
- Trockenwälder
-
Habitatstruktur
- Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
- GKWNS-Lichtwaldkonzept
- WET / BHT Eichen-Mittelwald
- Waldrandmerkblatt
- Priorität:
mittel - Rote Liste BW:
Stark gefährdet (2) - Rote Liste DE:
Stark gefährdet (2) - Verantwortungsart BW:
ja
Autoren
- Georgi, Maria
Bildautoren
- Dalüge, Nora
Quellen
- Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 3: Nachtfalter I.
- Schmetterlinge Baden-Württembergs. Abgerufen am 18.03.2022.
- Bestimmungshilfe Widderchen (Zygaenidae). Abgerufen am 31.03.2020.