Kreuzotter

Kreuzotter

Vipera berus (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (5) Autoren und Quellen

Beschreibung

Die Kreuzotter ist eine schlank wirkende Schlange mit einer Gesamtlänge von 60 bis 80 cm, selten größer. Sie gehört zur Familie der Vipern (Viperidae) und ist neben der Aspisviper die zweite in Baden-Württemberg vorkommende Giftschlange. Ein charakteristisches Merkmal ist das Zickzackband auf ihrem Rücken, welches jedoch bei melanistischen (schwarzen) Exemplaren fehlen kann (Glandt 2010). Die Kreuzotter ist auf der Roten Liste sowohl deutschlandweit als auch in Baden-Württemberg als stark gefährdet eingestuft und weist aufgrund massiver Lebensraumverluste einen stark rückläufigen Bestandestrend auf (Podloucky et al. 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Kreuzotter kommt in Baden-Württemberg in den höheren Lagen des Schwarzwaldes, der Schwäbischen Alb sowie in den Moorgebieten Oberschwabens vor. Eine Verbindung zwischen den drei Hauptverbreitungsgebieten existiert heute vermutlich nicht mehr, da in allen drei Naturräumen ein zunehmender Flächenverlust, sowohl an den Verbreitungsrändern als auch in den Kerngebieten, zu verzeichnen ist (Fritz et al. 2007).

Lebensraum

Die Kreuzotter kommt in Moorrandbereichen, Moorwäldern, Saumbereichen von Heidelandschaften (Wacholderheiden, Besenginster-Heiden), strukturreichen Waldsäumen und Freiflächen im Waldverbund (z. B. Sturmwurfflächen oder Schläge) sowie auf Brachflächen und in Randbereichen von Schutt- und Blockhalden vor (Gland 2018). Von großer Bedeutung ist ein Mosaik aus trockeneren und feuchteren Bereichen und eine Vielzahl an Strukturen, welche als Versteck- und Sonnenplätze dienen (Totholz, Böschungen, Wurzelteller, Lesesteinhaufen). Aufgrund ihrer komplexen Ansprüche ist die Kreuzotter auf größere, zusammenhängende und reich strukturierte Lebensräume angewiesen, welche in heutiger Zeit kaum noch existieren (Fritz et al. 2007).

Lebensweise

Der Aktivitätszeitraum der Kreuzotter liegt in Baden-Württemberg zwischen Anfang März und Ende Oktober. Als Winterquartier dienen frostgeschützte, trockene Höhlen wie Kleinsäugerbauten, Wurzelteller, ausgefaulte Baumstubben, Geröllhalden und Randbereiche der Moore (Fritz et al. 2007).

Im Frühjahr findet man die Tiere beim Sonnenbaden nahe ihrer Überwinterungsplätze. Anschließend folgen die Frühjahrshäutung und die ca. vierwöchige Paarungszeit. Vor der Paarung kann es zwischen den Männchen zu einem Kräftemessen, dem sogenannten Kommentkampf, kommen. Ein- bis zwei Wochen nach der Paarung wandern die Tiere in ihre bis zu 2km entfernten Sommerlebensräume ab (Fritz et al. 2007; Glandt 2018).

Die Kreuzotter gehört zu den ovoviviparen Reptilien, was bedeutet, dass sie ihre Eier im Mutterleib ausbrütet. Ende August bis Anfang Oktober werden 5 bis 15 Jungschlangen, umgeben von einer dünnen Eihülle, geboren, aus welcher sie sich direkt befreien (Geniez & Gruber 2017).

Als Nahrung dienen der Kreuzotter hauptsächlich Kleinsäuger aber auch Frösche und Eidechsen (Glandt 2010).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

  • Erhalt von Schneisen, breiten Säumen und strukturreichen Waldinnen- und außenrändern, z.B. durch Mulchen mit hohem Bodenabstand (Völkl et al. 2011; Glandt 2018; Fritz 2022)
  • Kleinstrukturen schaffen und erhalten: Wurzelteller, Reisighaufen, Totholzstrukturen als Sonnenplätze, Versteckmöglichkeiten und Winterquartiere (Völkl et al. 2011; Fritz 2022)
  • Offenhalten bzw. Auflichten der Freiflächen im Waldverbund, von Blockhalden, Heideflächen (Glandt 2018)
  • Kontinuierliche, extensive Bewirtschaftung von Waldwiesen (Völkl et al. 2011)
  • Beutetiere fördern durch Anlage von Laichgewässern (kleine Tümpel, Grabenvertiefungen) an besonnten Stellen (Völkl et al. 2011; Podloucky et al. 2020)
  • Schutz und Wiedervernässung der Moore und ihrer trockenen Randbereiche, sodass wieder größere lichte Bereiche mit schütterem Bewuchs entstehen (Völkl et al. 2011; Glandt 2018)
  • Leitungstrassen auf wechselnden Teilflächen offenhalten und hoch über dem Boden mulchen (20-30cm) um Bodenverwundungen zu vermeiden und Zwergsträucher zu fördern sowie ein Mosaik aus offenen Bereichen und Sukzession zu schaffen (Völkl et al. 2011)
  • Aufklärungsarbeit zum Schutz vor Erschlagen (Glandt 2018)

Erkennungsmerkmale

Kreuzottern werden zwischen 60 und 80 cm lang, wobei die Männchen kleiner sind als die Weibchen. Die Pupillen sind senkrecht geschlitzt (Unterscheidungsmerkmal zu den Nattern mit runder Pupille). Der Kopf ist mäßig vom Hals abgesetzt und weist eine flache Oberseite mit drei großen Kopfschildern auf. Zwischen den Oberlippenschildern und den Augen liegt eine Reihe kleiner Schuppen. Auf der Kopfoberseite befindet sich häufig eine umgekehrte V- oder X-förmige Zeichnung. Auf dem Rücken ist ein zusammenhängendes Zickzackband zu erkennen, welches bei den Männchen schwarz, bei den Weibchen braun ist. Auch unterscheidet sich die Grundfarbe zwischen den Männchen (grau bis weißlich) von der der Weibchen (grau-braun). Daneben gibt es melanistische Tiere, auch als ‚Höllenottern‘ bekannt (Glandt 2010; Glandt 2018).

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Viperidae
Gattung
Vipera
Art
Vipera berus (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Reptilien
Typ
Waldzielart
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Baar-Wutach
    • Schwäbische Alb
    • Schwarzwald
    • Südwestdeutsches Alpenvorland
  • Waldtypen
    • Moorwälder
    • Nadelwälder
  • Habitatstrukturen
    • Felsen / Blockhalden / Schutthänge
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
    • Moore
    • Totholz
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldrandmerkblatt
  • Moorschutzkonzeption
Lokaler Fokus
  • Bestand
Schutzstatus
  • Priorität:
    hoch
  • Rote Liste BW:
    Stark gefährdet (2)
  • Rote Liste DE:
    Stark gefährdet (2)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    2

Autoren

  • Werwie, Felicitas

Bildautoren

Quellen

Fritz, K. 2022
Giftige Schlangen im Schwarzwald.
Geniez, P. & Gruber, U. 2017
Die Schlangen Europas.
Glandt, D. 2018
Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz.
Glandt, D. 2010
Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas.
Laufer, H., Fritz, K., & Sowig, P. 2007
Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs.
Podloucky, R., Blanke, I., Bohle, D., Hansbauer, G., Laufer, H., Ortlieb, F., & Winkler, C. 2020
Kreuzotter (Vipera berus). – In: Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3) : 44-45.
Völkl, W., Hansbauer, G., & Grosch, M. 2011
Das Artenhilfsprogramm »Kreuzotter (Vipera berus) im Fichtelgebirge«: Umsetzung und Ergebnisse. Zeitschrift für Feldherpetologie (18) : 137–148.
Bilder anhängen