Hohltaube

Hohltaube

Columba oenas Linnaeus, 1758

Allgemein Bilder (4) Autoren und Quellen

Beschreibung

Diese Vogelart ist in Baden-Württemberg die einzige höhlenbrütende Taubenart. Sie nutzt alte Buchen, vorzugsweise mit Schwarzspechthöhlen als Brutbäume. Nahrungshabitate mit reichlich Samen und Beeren liegen zumeist in der Feldflur (FVA 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Hohltaube ist ein in Baden-Württemberg weit, aber lückig verbreiteter Brutvogel von den Niederungen bis Hochlagen um 1000 m ü. NN. des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb. Größere Verbreitungslücken weist die Hohltaube in ausgedehnten, dichten Wäldern des Schwarzwalds, auf der Baar, im nördlichen Oberschwaben und in den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen auf. In vielen Bereichen deckt sich die Verbreitung der Hohltaube mit dem Vorkommen von Buchen-Altbeständen, da sie auf die meist in Buchen angelegten Schwarzspechthöhlen als Brutplatz angewiesen ist. Der höchste Brutplatz wurde dabei am Glaserkopf bei St. Blasien FR auf 1060 m ü. NN. festgestellt . Die sehr lückige Verbreitung in Baden-Württemberg und die weitgehende Limitierung auf Höhenstufen unterhalb 1000 m ü. NN. ist aus der Höhenrasterkarte des Landes zu ersehen. Die Verbreitung der Hohltaube unterlag in diesem Jahrhundert allerdings einem deutlichen Wandel. So war sie (abgesehen von Straßentauben) die einzige Taube im Stadtgebiet Stuttgarts, wo sie im gesamten Grüngürtel vom Schlossgarten im Westen durch die Oberen und Unteren Anlagen bis zum Rosensteinpark und zeitweise auch in den Cannstatter Kuranlagen im Nordosten als Brutvogel vorkam. Da auch die natürlichen Bruthöhlen aufgrund der modernen Forstwirtschaft immer seltener wurden, ist die Hohltaube (wie auch Raufußkauz und Wald-Dohle) in Baden-Württemberg fast ausschließlich auf den Schwarzspecht als Höhlenlieferanten angewiesen. Da dieser in Baden-Württemberg in hohem Maße auf die Rotbuche spezialisiert zu sein scheint (vgl. dort) ist die Hohltaube in unserem Raum auf mindestens 100-jährige Buchen- oder Buchen- Mischwälder konzentriert (Hölzinger & Mahler 2001).

Lebensraum

Einzige höhlenbrütende Taubenart. Buchenalthölzer, aber auch Buchengruppen in großen Nadelbaumbeständen als Bruthabitat. Wildkrautreiche Strukturen sind Nahrungshabitat. Die Nahrung besteht aus Pflanzenteilen, Früchten und Samen (u.a. auch Buchen- und Ahornsamen. Als Höhlenbrüter ist die Hohltaube auf natürliche Fäulnishöhlen von Bäumen, Schwarzspechthöhlen oder Felsnischen angewiesen. Zumindest letztere werden in unserem Raum inzwischen nicht mehr von der Hohltaube besiedelt. Dichte Nadelwälder werden ebenso gemieden wie große geschlossene Wälder, da die Nahrungssuche überwiegend in offeneren Bereichen wie artenreichen Wildkrautfluren stattfindet. Lokal brütet die Hohltaube am Rande von Siedlungen in kleinen Feldgehölzen oder Obstbaumgebieten. Auf dem Zug und im Winterquartier werden auch niederwüchsige Acker- und Wiesenflächen aufgesucht, die aber meist mit Bereichen höherer Vegetation durchsetzt sind (Hölzinger & Mahler 2001).

Nahrungshabitat * Überwiegend offene Flächen wie artenreiche Wildkrautfluren, Säume, unbefestigte Wege, Raine (auch im Wald) usw. zur Nahrungssuche. In der Baumfruchtzeit auch Ahorn- oder Buchenbestände (FVA 2020).

Bruthabitat * Laubbaumbestände insbesondere mit Buche ab einem Alter von ca. 100 Jahren. Dort Schwarzspechthöhlen, Fäulnishöhlen oder alte Horste zur Brut. Vorzugsweise in Höhlenzentren des Schwarzspechts (FVA 2020).

Lebensweise

  • Kurzstreckenzieher.
  • Nestrevier sehr klein, da auch Koloniebrüter. Der Aktionsraum um den Höhlenbaum ist 1 bis 5 km² groß.
  • Brütet maximal 3 km von Freiflächen entfernt.
  • Jahreszeitliches Auftreten: Februar bis Mitte Oktober.
  • Fortpflanzungszeit: März bis September.
  • unauffällige Art (FVA 2020).
  • Die Brutperiode der Hohltaube umfasst 6 bis 7 Monate.
  • Die normale Gelegegröße beträgt zwei Eier, doch sind Ausnahmen nicht selten.
  • Der Wegzug einzelner Individuen, besonders von Jungvögeln früher Bruten, kann in einer Art Zwischenzug schon recht frühzeitig einsetzen (Juni und Juli).
  • Die Nahrung ist hauptsächlich vegetarisch, wobei vor allem die Früchte und Samen von Wildkräutern eine herausragende Rolle spielen. Zusätzlich werden auch Blätter, Pflanzenkeime, Beeren, Eicheln und Bucheckern sowie Koniferensamen gerne aufgekommen (Hölzinger & Mahler 2001).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Als wichtigste Schutzmaßnahme ergibt sich der Schutz und die Erhaltung geeigneter Bruthabitate durch sukzessive Erhöhung des Altholzanteils in den Wäldern (insbesondere der standorttypischen Laubbäume), die gezielte Erhaltung der Höhlenbäume durch Aufnahmen in Baumkataster sowie die Verbesserung des Höhlenangebotes durch künstliche Nistkästen oder Sanierung der Bruthöhlen sowie der Umgebung der Höhlenbäume (Hölzinger & Mahler 2001).

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Erhaltung von Habitatbäumen z.B. durch Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes von ForstBW:
    • Dauerhaftes Belassen eines kohärenten Netzes von Buchen-Altholzinseln.
    • Belassen und Markieren der Schwarzspecht-Höhlenbäume.
  • Waldrandpflege, die zu lichten, strukturreichen Waldrändern und -säumen führt.
  • Bestandesbegründung und Jungwuchspflege, die kleinere Blößen und Freiflächen zumindest temporär offen hält (FVA 2020).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)

  • Erhaltung von Lichtungen, Schneisen, Säumen und ähnlichen dauerhaft offenen Flächen im Wald (FVA 2020).

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Entnahme oder starke Freistellung von Höhlenbäumen.
  • Kahlschlag und Räumung ohne Erhalt eines Altbaumreservoirs.
  • Umbau von Laub- und Mischwäldern in Nadelreinbestände.
  • Aufforstung von Lichtungen, Waldwiesen und freien Flächen im Wald oder in Waldnähe.
  • Forstliche Maßnahmen in der Brutzeit im Umkreis von ca. 100 m um besetzte Höhlenbäume (FVA 2020).

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhalt von Laub- und Laubmischwäldern.
  • Erhalt von Altbäumen und Altholzinseln sowie Bäumen mit Großhöhlen.
  • Erhalt vegetationsarmer Bereiche wie Waldwiesen, Wegrandstreifen, Wegrainen, Böschungen, Wildkrautbeständen und gesäumten Waldrändern.“ (Zitat aus VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Erkennungsmerkmale

Diese Taubenart ähnelt etwas der "Straßentaube". Allerdings ist der Unterflügel und Rücken grau, während diese Bereiche bei der Felsen- und Straßentaube weiß sind (Svensson 2009).

Resümee

Klimaxart/Offenlandart. Der konsequente Schutz geeigneter Höhlenbäume im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung (z.B. über Habitatbaumgruppen des Alt- und Totholz-Konzeptes) ist wesentlich für den Erhalt der Hohltaube. Die Nahrungshabitate befinden sich zumeist in der Feldflur. Die Pflege der im Wald befindlichen Nahrungshabitate (z.B. Wegsäume, Wildwiesen, Kahlschläge, Waldrandbereiche) ist dem Erhalt der Hohltaube ebenfalls dienlich. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Columbidae
Gattung
Columba
Art
Columba oenas Linnaeus, 1758
Artengruppe
Vögel
Typ
Natura 2000
Lebensraum
  • Habitatstrukturen
    • Alte Bäume / Habitatbäume (lebend)
    • Totholz
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    niedrig
  • Rote Liste BW:
    Vorwarnliste (V)
  • Rote Liste DE:
    (*) Ungefährdet
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    2

Autoren

  • Ballenthien, Elena
  • Georgi, Maria
  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

  • Ballenthien, Elena
  • von Wright, Magnus

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Hohltaube.
Hölzinger, J. & Mahler, U. 2001
Die Vögel Baden-Württembergs, Nicht-Singvögel 3.
Svensson, L. 2009
Der Kosmos Vogelführer.
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