Heidelerche

Heidelerche

Lullula arborea (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (1) Autoren und Quellen

Beschreibung

Die Heidelerche ist eine Vogelart aus der Familie der Lerchen (Alaudidae). Diese kleine Lerchenart besiedelt die südwestliche Paläarktis von England und Portugal bis in den Nordwesten des Iran und Turkmenistan. Sie bewohnt vor allem sonnige Offenflächen in oder am Rande von Wäldern. Die Art ist in Mitteleuropa ein mäßig häufiger Brutvogel und verbringt den Winter in Südwesteuropa sowie im nördlichen Mittelmeerraum.

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Heidelerche war im 19. Jahrhundert und im ersten Drittel 20. Jahrhunderts und gebietsweise bis Ende der 1960er Jahre in fast allen Landesteilen und weitgehend flächendeckend verbreitet. Die mehr oder weniger geschlossene Verbreitung reichte vom Hegau und von der Hegaualb über den Schwarzwald, die Schwäbische Alb, den mittleren Neckarraum, den Schurwald und Welzheimer Wald, die Schwäbisch-Fränkischen Waldberge und die Hohenloher Ebene nordwärts bis in den Taubergrund und das Bauland und westwärts in den Odenwald, den Kraichgau und in die gesamte Oberrheinebene. Die Verbreitungsschwerpunkte liegen auf der Schwäbischen Alb, im Einzugsbereich des mittleren Neckars, im Bauland und im Tauberland, auf der Niederterrasse und in der Vorbergzone der Oberrheinebene und im südlichen Schwarzwald. Große zusammenhängende Verbreitungslücken bestehen im württembergischen Allgäu, in Oberschwaben, im unteren Donautal und in der Donauniederung sowie in den großen zusammenhängenden Waldgebieten, vor allem im Schwarzwald, in den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen, im südlichen Kraichgau, im Strom- und Heuchelberg und in Teilen des Odenwaldes. Die größte Population der Heidelerche siedelt heute auf der Schwäbischen Alb mit Schwerpunkt im Bereich der Hohen Schwabenalb, Baaralb und dem Oberen Donautal (Hölzinger, 1999). Es liegt eine Bestandsabnahme > 50 % seit 1980 in BW vor (FVA 2020).

Lebensraum

Bewohnt frühe Sukzessionsstadien nährstoffarmer (oft sandiger) offener Standorte mit einzelnen Vertikalstrukturen, halboffene Bereiche mit Gehölzsaumstrukturen und vegetationsfreie Flächen bis hin zu lichten Kiefernwäldern. Wald ist nur nutzungsbedingt entstandenes Teilhabitat (FVA 2020). Die Heidelerche bevorzugt die halboffene Kulturlandschaft, vor allem trockene, lichte und schütter bewachsene steppenartige Lebensräume, wie Heiden im weitesten Sinne, Viehweiden, Kahlschläge, junge Aufforstungsflächen, Streuobstwiesen, größere Waldlichtungen und Brachen, aber auch Frucht-, Kartoffel- und Rübenäcker sowie Weinberge, aufgelassene Sand-, Ton- und Kiesgruben, Steinbrüche und Truppenübungsplätze. Einzel stehende Büsche und Bäume sind notwendige Habitat-Elemente. Der Lebensraum der Heidelerche reicht im Vergleich mit der Feldlerche und den übrigen europäischen Lerchenarten am weitesten in die Waldzone hinein. Waldränder werden besiedelt, geschlossene Wälder, wie auch offene Landschaften, aber gemieden. Die Heidelerche ist Bodenbrüterin, sie bevorzugten Böden, die wasserdurchlässig sind, also vor allem Sand- und Kalkböden. In den Keupergebieten des Neckareinzugsbereichs werden die Sandschichten bevorzugt. In der Hohenloher Ebene und an der Nagold wird Muschelkalkgebiet besiedelt, an der Nagold auch Buntsandstein, dieser jedoch weniger als Muschelkalk (Hölzinger, 1999).

Habitatstrukturen im Wald

  • Lichte, aufgelockerte Wälder mit Kiefer, Eiche oder Birke. Besonders geeignet sind Kahlschläge, Windwurfflächen, Brandflächen, größere Waldlichtungen, Schneisen und Waldränder.
  • Heidehabitate im Wald, z.B. Wacholderheiden (auch mit Beweidung) oder Trocken- und Halbtrockenrasen sowie deren Sukzessionsstadien.
  • Nahrungsquelle sind Insekten, Knospen, Grasspitzen und Samen.
  • Nahrungshabitat sind vegetationsfreie Stellen mit lückiger und niedriger (≤ 5 cm) Vegetation.
  • Nistplatz liegt gut versteckt in strukturierter Bodenvegetation, etwa zwischen hohen Grasbüscheln oder Sträuchern.
  • Einzelne (auch tote) Bäume, v. a. Kiefern, sowie Sträucher, dienen als Beobachtungs- und Singwarten (FVA 2020).

Lebensweise

  • Reviergrößen von 2 bis 3 ha und Biotopgröße von ≥ 10 ha.
  • Ortstreu.
  • Zugvogel.
  • Jahreszeitliches Auftreten: Februar bis November.
  • Fortpflanzungszeit: 15. Februar bis 15. August.
  • Bodenbrüter.
  • Nach der Brutzeit in kleinen Trupps (FVA 2020).
  • Brutzeit: März bis August.
  • sehr störungsempfindlich.
  • Das Nest wird in der Nähe von Bäumen und Sträuchern meist zwischen vorjährigen Grasbüscheln angelegt.
  • Nach dem Ausfliegen werden die Jungvögel wohl noch mindestens 2 Wochen über das Flüggewerden hinaus betreut.
  • Nahrungsquelle sind Insekten, Knospen, Grasspitzen und Samen (Hölzinger, 1999).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

  • Erhalten einer halboffenen Landschaftsstruktur und eines lückig-kurzrasigen Bodenbewuchses.
  • In Pflegemaßnahmen sollten verbuschte Heiden wieder aufgelichtet und Aufwuchswälder wieder geöffnet werden.
  • Als gezielte Schutzmaßnahme für die Heidelerche können Stellen mit besonders flachgründig-steinigem Boden stärker durch Schafe beweidet werden (Hölzinger, 1999).

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Durchforstungs- und Erntehiebe, die zu stark aufgelichteten Beständen führen.
  • Zügige Verjüngungsverfahren bis hin zum Kahlschlag.
  • Wiederaufforstung von Offenflächen mit weiten Pflanzverbänden.
  • Jungbestandspflege, die (temporäre) Lücken in der Naturverjüngung offen hält.

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)

  • Auflichtung von Waldbeständen bis Bestockungsgrad 0,3 und darunter. Herstellung eines Heidelerchenoptimums mit extrem lückigem, ggf. stufigem Bestandesaufbau und lückiger, niedriger Vegetation.
  • Verzicht auf Wiederaufforstung (z.B. nach flächigen Schadereignissen).
  • Wiedereinführung traditioneller Waldweidewirtschaft.
  • Intensive Bestands- bzw. Waldrandpflege, die frühe Sukzessionsstadien sowie ein Netz von Schneisen, Lichtungen, Waldrändern und Bauminseln erhält.

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Aufforstung von Lichtungen, Blößen, Lücken, Schadflächen oder Schneisen.
  • Unter- und Vorbau in lichten Wäldern.
  • Aufforstung von extensiv genutztem Offenland, insbesondere von Grenzbereichen zu Heide und Magerrasen.
  • Ausbau und Befestigung von Rückelinien.
  • Forstbetriebliche Maßnahmen während der Brutzeit im Umfeld von ca. 100 m um die Brutplätze (störungsempfindlich!).
  • Nutzung von stehendem Totholz bzw. Totholzstrünken in lichten Wäldern.
  • Abnutzung sehr licht stehender (Kiefern-) Althölzer. (FVA 2020)

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung von größeren Waldlichtungen.
  • Erhaltung von trockenen, sonnigen, vegetationsarmen bzw. -freien Stellen.
  • Erhaltung einer lückigen und lichten Vegetationsstruktur mit vereinzelten Büschen und Bäumen.
  • Erhaltung von Rand- und Saumstrukturen sowie Brachland.
  • Erhaltung des Nahrungsangebots, insbesondere mit Insekten im Sommerhalbjahr.
  • Erhaltung störungsfreier oder zumindest störungsarmer Fortpflanzungsstätten während der Fortpflanzungszeit (15.02. - 15.08.).“ (VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Resümee

Lichtwaldart. Die Heidelerche ist eine Art natürlich offener bis licht bewaldeter Habitate, wie sie in BW (standörtlich bedingt) kaum bzw. nur ansatzweise vorkommen. Ihre von Sukzession bedrohten Lebensräume in der Kulturlandschaft bedürfen daher der ständigen Nutzung bzw. Pflege. Eine an den Artansprüchen der Heidelerche orientierte Waldpflege ist mit den Grundsätzen naturnaher Waldbewirtschaftung nur schwer in Einklang zu bringen und lässt sich am ehesten noch im Kahlschlagbetrieb umsetzen. Das Erhaltungsmanagement für die Heidelerche ist daher i.d.R. nur im Rahmen von entsprechend ausgerichteten Naturschutzprojekten zu leisten. Vor der Durchführung von Maßnahmen wird eine Abstimmung mit den ASP-Umsetzenden empfohlen. In Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Alaudidae
Gattung
Lullula
Art
Lullula arborea (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Vögel
Typ
Waldzielart Natura 2000
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Oberrheinisches Tiefland
    • Schwäbische Alb
  • Waldtyp
    • Trockenwälder
  • Habitatstruktur
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldrandmerkblatt
Lokaler Fokus
  • Waldgebiet
Schutzstatus
  • Priorität:
    hoch
  • Rote Liste BW:
    Vom Aussterben bedroht (1)
  • Rote Liste DE:
    Vorwarnliste (V)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    3

Autoren

  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

  • von Wright, Magnus

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Heidelerche.
Hölzinger, J. 1999
Die Vögel Baden-Württembergs, Band 3.1: Singvögel 1. Passeriformes–Sperlingsvögel: Alaudidae (Lerchen) bis Sylviidae (Zweigsänger).
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