Halsbandschnäpper

Halsbandschnäpper

Ficedula albicollis (Temminck, 1815)

Allgemein Bilder (1) Autoren und Quellen

Beschreibung

Primärlebensraum für diese Art sind baumhöhlenreiche, lichte Laubwälder insb. mit Eiche, Esche und Buche in kollinen Lagen. Er ist ist allerdings häufiger in Streuobstwiesen als Sekundärlebensraum anzutreffen (FVA 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Das Verbreitungsbild des Halsbandschnäppers in Baden-Württemberg ist gekennzeichnet durch eine weitgehend geschlossene Brutverbreitung im nördlichen Württemberg und in Nordostbaden sowie einem zweiten geschlossenen Verbreitungsgebiet an der unteren Iller und donauabwärts von Ulm. Zwischen diesen beiden Schwerpunktgebieten der Verbreitung des Halsbandschnäppers in Baden-Württemberg im Neckarraum und im Donauraum gibt es in Buchen- und Eichenwäldern auf der Schwäbischen Alb im Bereich der mittleren Kuppenalb, des Albuchs und des Härtsfeld sowie der Lonetal-Flächenalb regelmäßige, aber spärliche Brutvorkommen einzelner oder weniger Paare in der Höhenstufe zwischen 500 und 850 m ü. NN. In den übrigen Landesteilen brüten Halsbandschnäpper nur ausnahmsweise in Einzelpaaren, so z.B. im Alpenvorland und auf der Südwest-Alb (Hölzinger, 1997).

Lebensraum

Genutzt werden höhlen- und nischenreiche, lichte Laubwälder mit Eiche, Esche und Buche sowie Eichen-Ulmen-Auewäldern. In den Wäldern werden bevorzugt lichte Buchen- und Eichenbestände und Mischbestände dieser Arten mit altem Baumbestand besiedelt. An der unteren Iller sind Eichen- Ulmen- und Auewälder von besonderer Bedeutung und an der Donau bei Ulm eine artenreiche Waldgesellschaft mit Stieleiche, Feldulme, Esche, Schwarzpappel, und Silberpappel. Der Halsbandschnäpper nutzt hier vor allem die natürlichen Höhlen in alten Stieleichen und Eschen. Lichte Parkanlagen, Gärten, Feldgehölze und Straßenalleen mit altem Baumbestand erweitern das Habitatschema des Halsbandschnäppers in den Bereichen der Siedlungen und in von Menschenhand geschaffenen Strukturen in der offenen Landschaft. Ausnahmsweise brüten Halsbandschnäpper auch in unterholzarmem lichten Fichtenwald mit Nistkastenangebot (Hölzinger, 1997).

Nahrungshabitat * Nahrungsquelle sind Insekten und Spinnen. Während der Jungenaufzucht größtenteils Larven bzw. Puppen. * Lichte, strukturreiche bevorzugt ältere, unterwuchsarme Laubwälder aus Eiche und Buche sowie Auenwälder (Hartholzaue). * Kronentotholz, Stubben, beschädigte Bäume und freie Lufträume zwischen den Bäumen (FVA 2020).

Bruthabitat * Spechthöhlen, Faulhöhlen und Astlöcher als Brutplätze. Ein besonders hoher Anteil an Höhlenbäumen ist wichtig, weil viele Höhlen bei Ankunft aus dem Winterquartier bereits besetzt sind (Meisen, Siebenschläfer, Mopsfledermaus, Kleinspechte) (FVA 2020).

Lebensweise

  • Ortstreu.
  • Revier ist meist nicht größer als 1 ha.
  • Zugvogel.
  • Jahreszeitliches Auftreten ist zwischen April und Juli, selten bis August.
  • Fortpflanzungszeit Mai/Juni (FVA 2020)
  • Der Halsbandschnäpper ist Weitstreckenzieher (Transsaharazieher). Er überwintert im tropischen Afrika und sucht dort zwei getrennte Winterquartiere auf. In Baden-Württemberg ist er von April/Mai bis Juli/August anzutreffen.
  • Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Gliederfüßern, vor allem aus Insekten (davon vorwiegend Zweiflüglern, Schmetterlingen, Hautflüglern und Käfern) sowie Webspinnen), in Einzelfällen auch aus Schnecken.
  • Unter natürlichen Bedingungen werden Höhlen im Kronenbereich bevorzugt aufgesucht. Dieser Bereich ist zugleich wichtiger Bestandteil des vollständigen Aktionraumes des Halsbandschnäppers (Ruhe, Putzen, Nahrungssuche und Sozialverhalten).
  • Die Jungvögel fliegen nach 15 bis 19 Tagen aus dem Nest.
  • Es findet nur eine Jahresbrut statt (Hölzinger, 1997).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Für den Schutz der Art ist in erster Linie die Erhaltung und extensive Bewirtschaftung der württembergischen Streuobstbestände und der Eichen- Ulmen- Auewälder an Donau und Iller notwendig, wobei alte Bäume bzw. Altholz besonderes berücksichtig werden müssen (Hölzinger, 1997).

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Belassen von Bäumen mit Kleinhöhlen, z.B. durch Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes von ForstBW.
  • Integration von höhlenreichen Baumgruppen oder Beständen in Habitatbaumgruppen oder Waldrefugien.
  • Belassen von Höhlenbäumen, stehendem Totholz und Strünken, dürren Stämmen, beschädigten Bäumen und Wipfeln bei Durchforstung und Vorratspflege.
  • Starke Eingriffe, die zu lichten Beständen führen.
  • Erhöhung von Produktionszeiträumen, v.a. in Auewäldern.
  • Förderung von Mischbaumarten (z.B. Kirsche, Birke, Weide) (FVA 2020).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managaementplans)

  • Wiederherstellung ehemaliger Auewälder und ggf. Wiedervernässung.
  • Aufrechterhaltung bzw. Wiedereinführung der Mittelwaldbewirtschaftung.
  • Pflege tiefer, lichter Innen- und Außensäume (FVA 2020).

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Verringerung der Altholzanteile.
  • Kahlschlag oder Räumung > 1 ha ohne Erhalt eines Altbaumreservoirs.
  • Beseitigung von Höhlenbäumen und stehendem Totholz mit Höhlen.
  • Kurze Produktionszeiten mit Zieldurchmesser von < 50 cm.
  • Umbau von Laub- und Mischbeständen, besonders Hartholzauewald in Nadelwald oder Pappelreinbestände.
  • Erstaufforstung von Waldlichtungen.
  • Wiederaufforstung von Blößen (FVA 2020).

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung von extensiv bewirtschafteten Streuobstwiesen, insbesondere mit hohem Kernobstanteil.
  • Erhaltung von lichten Laubwäldern.
  • Erhaltung von Altbäumen und Altholzinseln.
  • Erhaltung von Bäumen mit Höhlen.
  • Erhaltung des Nahrungsangebots, insbesondere mit Insekten.“ (VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Resümee

Lichtwaldart. Die Umsetzung eines Habitatbaumkonzeptes (z.B. des Alt- und Totholz-Konzeptes von ForstBW) im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung erfüllt die hohen Ansprüche an die Verfügbarkeit von Höhlen. Weitere Maßnahmen zur Erhaltung von lichten Wäldern und Auewäldern sind sinnvoll, die auch über Maßnahmen der naturnahen Waldbewirtschaftung hinausgehen können. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Muscicapidae
Gattung
Ficedula
Art
Ficedula albicollis (Temminck, 1815)
Artengruppe
Vögel
Typ
Natura 2000
Lebensraum
  • Habitatstrukturen
    • Alte Bäume / Habitatbäume (lebend)
    • Totholz
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    mittel
  • Rote Liste BW:
    Gefährdet (3)
  • Rote Liste DE:
    Gefährdet (3)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    4
  • Verantwortungsart BW:
    ja

Autoren

  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

  • Naumann, Johann Friedrich

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Halsbandschnäpper.
Hölzinger, J. 1997
Die Vögel Baden-Württembergs Brand 3.2 Singvögel 2.
Bilder anhängen