Großes Mausohr

Großes Mausohr

Myotis myotis

Allgemein Bilder (5) Autoren und Quellen

Beschreibung

Das Große Mausohr ist, mit einer Kopf-Rumpf-Länge zwischen 6,7 und 7,9 Zentimetern sowie einer Flügelspannweite zwischen 35 und 43 Zentimetern, die größte Fledermausart Deutschlands.

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Art ist in fast allen Landesteilen zu finden, nur im Südschwarzwald kommt die Art nur randlich vor.

Lebensraum

Das Große Mausohr bewohnt strukturreiche Landschaften mit hohem Waldanteil und extensiv bewirtschaftetem Grünland (FVA 2020).

Habitatstrukturen im Wald

Nahrungshabitat

  • Nahrungsquelle sind Insekten am Boden, v.a. Laufkäfer, die aufgelesen werden.
  • (Altersklassen-) Laub- und Mischwälder (v.a. Buche, Eiche) mit geringer Kraut- und Strauchschicht (z.B. Hallenwälder).
  • Jagt bodennah in Waldgebieten mit vegetationsarmen, streubedeckten Böden sowie auf extensiv genutzten Offenlandflächen (FVA 2020).

Quartiernutzung

  • Sommerquartiere: Die Wochenstuben befinden sich in Dachstöcke von Gebäuden.
  • Gelegentlich werden auch Baumhöhlen oder Kästen als Sommerquartiere genutzt.
  • Winterquartiere v.a. in Höhlen, Stollen und Kellern (FVA 2020).

Lebensweise

  • Hohe Quartiertreue zu Wochenstuben und Winterquartieren.
  • Flugrouten an Hecken, Waldrändern, Bächen (Leitlinien) zwischen den Teillebensräumen. Jagdgebiete meist 5 bis 15 km vom Quartier entfernt.
  • Regional wandernde Art. Entfernungen zwischen Sommer- und Schwärm- bzw. Winterquartieren von 50 bi s100 km.
  • Wochenstubenzeit ab April bis September. Jungenaufzucht ab Ende Mai bis Anfang August (FVA 2020).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Schwache Durchforstungen, die ein flächiges Aufkommen von Bodenvegetation und Naturverjüngung unterbinden.
  • Waldrand- und Bestandspflege, die stufig aufgebaute Waldsäume als insektenreiche Jagdgebiete und Leitlinien schafft.
  • Förderung des Anteils standortheimischer Laubbäume bei der Bestandespflege.
  • Belassen und Fördern eines kohärenten Netzes von stehendem Totholz, Habitatbäumen und Altholzinseln (z.B. Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes von ForstBW).
  • Markieren bekannter Quartierbäume (FVA 2020).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Berücksichtigung des jeweiligen Managementplans)

  • Waldweide-Projekte mit Flächenanteilen kurzgrasiger Vegetation (Hutewald) (FVA 2020).

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Dauerwaldartige Eingriffe, die zu ungleichaltrigen, stufigen Bestandsstrukturen führen und dadurch eine flächig ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht bzw. flächige Naturverjüngung mit sich bringen.
  • Unterbau in Nahrungshabitaten (Verminderung bodennaher Jagdhabitate).
  • Polterschutzspritzung (sammelt Beutetiere vom Boden und bodennah) (FVA 2020).

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • Erhaltung von großflächigen Laub- und Laubmischwäldern mit einem ausreichenden Anteil an Beständen mit geringer Strauch- und Krautschicht.
  • Erhaltung von vielfältigen, reich strukturierten Kulturlandschaften mit Grünland, Äckern, Streuobstwiesen, Bäumen, Hecken und Feldgehölzen.
  • Erhaltung der Wochenstubenquartiere, insbesondere in Gebäuden mit großen Dachräumen, sowie von weiteren Sommer- und Zwischenquartieren in Baumhöhlen, Spalten, Gebäuden und Bauwerken, auch im Hinblick auf die Einflugsituation.
  • Erhaltung von geeigneten, störungsfreien oder störungsarmen Höhlen und unterirdischen Bauwerken, wie Stollen und Keller, als Winter- und Schwärmquartiere, auch im Hinblick auf die Einflugsituation.
  • Erhaltung eines ausreichenden und dauerhaft verfügbaren Nahrungsangebots, insbesondere von Laufkäfern und weiteren Insekten im Wald und in den Streuobstwiesen.
  • Erhaltung des räumlichen Verbunds von Quartieren und Jagdhabitaten ohne Gefahrenquellen sowie von funktionsfähigen Flugrouten entlang von Leitlinien (FVA 2020).

Resümee

Nutzt den Wald im Wesentlichen nur als Jagdlebensraum. Bei Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes sind im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung keine weiteren Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Flächendeckend angewandte Bewirtschaftungskonzepte wie der Buchendauerwald mit ungleichaltrigen, stufigen Waldstrukturen sollten so ausgestaltet werden, dass dennoch ausreichend große Jagdhabitate (vegetationsarm, ohne flächige Verjüngung) zur Verfügung stehen (dort Bestand dicht halten, ggf. Unterwuchs zusammenwachsen lassen). In FFH-Gebieten den jeweiligen Managementplan beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

  • Im Portrait - die Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie: https://pudi.lubw.de/publikationen
  • Dietz, M. (2010): Fledermäuse als Leit- und Zielarten für Naturwald orientierte Waldbaukonzepte.
  • BfN Anhang-IV-Arten: Großes Mausohr (Myotis myotis): https://www.bfn.de/artenportraits/myotis-myotis
Verbreitung
Artengruppe
Säugetiere
Typ
Waldzielart Natura 2000
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Baar-Wutach
    • Neckarland
    • Oberrheinisches Tiefland
    • Odenwald
    • Schwäbische Alb
    • Schwarzwald
    • Südwestdeutsches Alpenvorland
  • Waldtyp
    • Trockenwälder
  • Habitatstruktur
    • Höhlen / Stollen / Bunker
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    hoch
  • Rote Liste BW:
    Stark gefährdet (2)
  • Rote Liste DE:
    Vorwarnliste (V)
  • Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
    • Anhang II
    • Anhang IV

Bildautoren

  • Ballenthien, Elena
  • Specht, August

Quellen

Braun, M. & Dieterlen, F. 2003
Die Säugetiere Baden-Württembergs: Allgemeiner Teil, Fledermäuse (Chiroptera).
Dietz, C. & Kiefer, A. 2014
Die Fledermäuse Europas: kennen, bestimmen, schützen.
Dietz, C., Nill, D., & von Helversen, O. 2016
Handbuch Fledermäuse Europas.
Dietz, M. 2010
Fledermäuse als Leit-und Zielarten für Naturwald orientierte Waldbaukonzepte. Forstarchiv 81 : 69-75.
FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Großes Mausohr.
Meschede, A. & Heller, K. 2002
Ökologie, Wanderungen und Genetik von Fledermäusen in Wäldern-Untersuchungen als Grundlage für den Fledermausschutz: Forschungs-und Entwicklungsvorhaben "Untersuchungen und Empfehlungen zur Erhaltung der Fledermäuse in Wäldern" (Teil II, Einzelbeiträge zu den Teilprojekten) durchgeführt vom Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL) und "Genetische Untersuchungen von Abendseglerpopulationen" (Abschlussbericht) durchgeführt von der Universität Erlangen-Nürnberg..
Meschede, A., Heller, K., & Leitl, R. 2000
Ökologie und Schutz von Fledermäusen in Wäldern: unter besonderer Berücksichtigung wandernder Arten: Teil I des Abschlussberichtes zum Forschungs-und Entwicklungsvorhaben" Untersuchungen und Empfehlungen zur Erhaltung der Fledermäuse in Wäldern".
Tress, J., Biedermann, M., Geiger, H., Prüger, J., Schorcht, W., Tress, C., & Welsch, K. 2013
Fledermäuse in Thüringen. Landschaftspflege und Naturschutz in Thüringen 50 .
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