Frauenschuh

Frauenschuh

Cypripedium calceolus L.

Beschreibung

Der Frauenschuh zählt zu den größten und eindrucksvollsten heimischen Orchideen. Namensgebend ist die auffallend gelbe, schuhförmige Lippe der Blüte, welche bis zu 4 cm lang wird. Mit am stärksten bedroht ist der Frauenschuh vom illegalen Ausgraben, was seiner Attraktivität geschuldet ist (Sebald et al. 1998).

Erkennungsmerkmale

  • Blüte mit schuhartig aufgeblasener Lippe
  • größer als alle anderen europäischen Orchideenarten (Sebald et al. 1998)

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Hauptvorkommensgebiete des Frauenschuh in Baden-Württemberg liegen auf der Schwäbischen Alb, den Gäuplatten und im Alpenvorland. In den anderen Naturräumen kommt die Art in Kalkgebieten vereinzelt vor (Sebald et al. 1998).

Lebensraum

Der Frauenschuh besiedelt lichte Nadel- und Laubwälder sowie halboffene Waldrandbereiche auf kalkhaltigen, basenreichen Lehm- und Tonböden, ehemaligen Heiden und Viehtrieben. Die Art bevorzugt Halbschatten und nicht zu trockene Standorte. In Baden-Württemberg befinden sich die größten Vorkommen in 80 bis 150 Jahre alten Fichten- und Kieferbeständen (Praxishilfe Frauenschuh).

Lebensweise

  • In Baden-Württemberg gibt es lokal kleine, z.T. aber auch große Populationen
  • Bildet große, langlebige Horste („Rhizom-Geophyten“)
  • Erste Blüte nach frühestens 4 Jahren
  • Samen werden mit dem Wind verbreitet
  • Blütezeit ist von Mai – Juni, die Fruchtreife beginnt ab Anfang Oktober
  • Die Art ist bei ihrer Keimung auf symbiontische Pilze angewiesen.
  • Bestäubung erfolgt durch Sandbienen. Zu wenig oder zu viel Licht und Feuchtigkeit schaden (Praxishilfe Frauenschuh).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

Dauerwaldartige Bewirtschaftung mit

  • vorsichtiger Auflichtung (Kronenschluss 0,6 - 0,8) von Beständen.
  • Förderung von Kiefer und Fichte bei der Jungbestandspflege, Durchforstung und Vorratspflege, Beseitigung von dichtem Unterwuchs (Gehölz- und Krautvegetation).
  • Pfleglicher Holzernte im Bereich der Fundorte (Abräumen von Kronenmaterial, gerichtetes Fällen).
  • Einzäunung bei hohem Besucher- und Verbissdruck (auch bei Beweidung).
  • Erhaltung offener, besonnter Bodenstellen in der näheren Umgebung (< 500 m).

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen MaP)

  • Entwicklung und Pflege von Waldrändern mit Saumbereichen und angrenzenden Halbtrockenrasen.
  • Herstellung halbschattiger Verhältnisse bereits in der Jungbestandpflegephase (z.B. auf ehemaligen Sturmwurfflächen).
  • Einrichtung von Pufferzonen zur Minimierung von Befahrungs- und Trittschäden.
  • Entwicklung der Sandbienen-Lebensräume im Verbund durch Auflichten und Erhaltung offener, besonnter Bodenstellen (Lichtungen, Waldränder).
  • Angepasste Beweidung.

In bestehenden, aber extrem kleinen oder reproduktionsschwachen Populationen:

  • Mahd nach Samenreife, inkl. Entnahme anfallenden Materials.
  • Auflichtung über mehrere Jahre verteilen.
  • Nachsaat mit autochthonem Material.

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Kahlhiebe oder starke Auflichtung des Kronendachs, die das Mikroklima deutlich verändern.
  • Räumung von Sturmholz im Bereich von Vorkommen.
  • Befahren und Holzrücken sowie Anlage von Rückegassen oder Holzpolterflächen im Bereich von Vorkommen.
  • Ablagerungen von Schlagabraum auf Wuchsstellen und ihrem direkten Umfeld.
  • Unterbau oder Zulassen der Sukzession von Schattbaumarten, die zum Dichtschluss führen.
  • (Überhöhte) Schalenwildbestände, die zur Schädigung durch Verbiss führen (Praxishilfe Frauenschuh).

Innerhalb von FFH-Gebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten!

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung von wärmebegünstigten Säumen, Waldrändern und Wäldern auf kalkhaltigen Lehm- und Tonböden sowie Rohböden mäßig nährstoffreicher Standorte mit Moderhumus.
  • Erhaltung eines Mosaiks halbsonniger Standorte mit lockerer Strauch- und Baumschicht.
  • Erhaltung von Rohböden als Lebensraum der den Frauenschuh bestäubenden Sandbienen (Andrena spec.).
  • Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege.
  • Erhaltung von vor Trittbelastungen und Befahrung ausreichend ungestörten Bereichen.“ (Praxishilfe Frauenschuh)
Verbreitung
Systematik
Stamm
Tracheophyta
Familie
Orchidaceae
Gattung
Cypripedium
Art
Cypripedium calceolus L.
Artengruppe
Gefäßpflanzen
Typ
Waldzielart Natura 2000
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Baar-Wutach
    • Neckarland
    • Oberrheinisches Tiefland
    • Odenwald
    • Schwäbische Alb
    • Südwestdeutsches Alpenvorland
  • Waldtyp
    • Trockenwälder
  • Habitatstruktur
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldweidekonzept
    • Waldrandmerkblatt
Lokaler Fokus
  • Biotop
Schutzstatus
  • Priorität:
    mittel
  • Rote Liste BW:
    Stark gefährdet (2)
  • Rote Liste DE:
    Gefährdet (3)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    4
  • Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
    • Anhang II
    • Anhang IV

Bildautoren

Quellen

Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G., & Wörz, A. 1998
Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 8.