Europäischer Laubfrosch

Europäischer Laubfrosch

Hyla arborea (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (4) Autoren und Quellen

Beschreibung

Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist der kleinste unter den einheimischen Fröschen und gehört zur Familie der Laubfrösche (Hylidae). Der Name des Laubfrosches deutet auf seine Vorliebe und Fähigkeit hin, sich im Sommer im Gebüsch oder auf Bäumen aufzuhalten (griechisch hyla = Wald, Holz; lat. arborea = Baum) (LUBW 2013; Glandt 2018).

Vorkommen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg ist der Laubfrosch überwiegend in den tieferen Lagen wie der Oberrheinebene, dem südöstlichen Kraichgau sowie am Neckar mit seinen Nebenflüssen anzutreffen. Da er die wärmeren Lagen bevorzugt, fehlt er im Schwarzwald gänzlich und ist auf der Schwäbischen Alb nur lückenhaft vertreten (Laufer et al. 2007). Wie fast alle Bundesländer, weist auch Baden-Württemberg einen stark rückläufigen Bestandstrend auf (Große et al. 2020).

Lebensraum

Der Laubfrosch besiedelt ein breites Spektrum an Lebensräumen, von lichten Auwäldern, Hecken, Waldsäumen und extensiv genutzten Wiesen und Weiden bis hin zu Abgrabungen (Kies-, Sand- oder Tongruben). Aufgrund seines komplexen Raum-Zeit-Verhaltens zwischen den Laichgewässern und den Sommer- und Winterlebensräumen, müssen alle diese Teil-Lebensräume in einer für die Art erreichbaren Distanz (mehrere 100m bis 1km) voneinander liegen, um eine Population zu erhalten (Glandt 2010).

Als Laichgewässer dienen dem Laubfrosch stehende Gewässer unterschiedlicher Größe und Struktur, wie z.B. Altarme, mit Röhricht bestandene Seeufer, Grubengewässer oder auch Überschwemmungstümpel in extensiven Wiesen. Sie zeichnen sich durch eine ausgeprägte Flachwasserzone, vertikale Strukturen (Röhricht, Schilf) sowie eine sonnige und mikroklimatisch begünstigte Lage aus. Der Laubfrosch kommt oft in Gewässern mit temporärem Charakter vor, da die Art hier von der Prädatoren Armut profitiert. Er nutzt aber auch permanente, fischfreie, vegetationsreiche Gewässer (Glandt 2010; Mermod et al. 2010). Ideale Laichgewässer weisen keinen Zufluss auf, sondern werden durch Grundwasser oder Niederschlagswasser gespeist (Mermod et al. 2010).

Der Landlebensraum ist reich strukturiert und ausreichend besonnt und kann aus extensiv genutzten Feuchtwiesen, Gebüschsäumen, Hochstaudenfluren oder (Auen-)Waldrändern bestehen (Glandt 2018).

Zur Überwinterung nutzt der Laubfrosch frostsichere Verstecke (Erdhöhlen, Wurzelstöcke, Ast- oder Laubhaufen) in Hecken und (Aue-)Wäldern (Glandt 2010; Mermod et al. 2010).

Lebensweise

Der Aktivitätszeitraum des Laubfrosches liegt zwischen März/April und Oktober. Nach der Winterruhe zieht es die Tiere zu den Reproduktionsgewässern. Die lauten Rufe der Männchen sind im Mai/Juni, der Hauptfortpflanzungszeit der Frösche, bis zu 1km weit hörbar und klingen wie ein rasches „rraa – rraa – rraa“ oder auch „ratta – ratta – ratta“. Durch den Balzgesang nach Sonnenuntergang wird versucht, Weibchen anzulocken. Die Eier werden in kleinen Klumpen (etwa walnussgroß) an Wasserpflanzen abgelegt und nach etwa einer Woche schlüpfen die Larven. Die Entwicklung zum Jungfrosch dauert ca. 40-90 Tage. Diese relativ kurze Entwicklungsdauer ermöglicht der Art auch das Besiedeln temporärer Gewässer. Nach der Fortpflanzung und dem Ablaichen, was mehrere Wochen dauern kann, wandern die Tiere in ihre Sommerlebensräume ab. Hier sonnen sie sich in Sträuchern, Hochstauden oder lichten Bäumen und jagen nach Beute. Die Nahrung der Laubfrösche besteht aus Fliegen, Käfern und Spinnen (LUBW 2013; Glandt 2018).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

  • Flächen extensivieren (inkl. 20-30m Puffer zu intensiv genutzten Flächen) (Glandt 2018)
  • Landlebensräume erhalten (Nasswiesen, Röhricht, Hochstaudensäume, Hecken, lichte Wälder) (LUBW 2013; Glandt 2018)
  • Laichgewässer erhalten/schaffen (besonnt, flach, fischfrei) (Glandt 2018)
  • Wiederherstellung der Fließgewässerdynamik zur Schaffung von Primärhabitaten (LUBW 2013)
  • Neuschaffung von Laichgewässern in Sekundärbiotopen (Kies- und Tongruben) (LUBW 2013)
  • bei erhöhten Wanderbewegungen über Straßen – Einrichtung von Schutzmaßnahmen (keine Eimerfallen, da gute Kletterer!)
  • Wanderkorridore (Trittsteinhabitate) zu Populationsvernetzung erhalten/schaffen (LUBW 2013)

Methoden und Hinweise zur Schaffung künstlicher Temporärgewässer:

  1. Geeignete Standorte zur Anlage künstlicher Gewässer sind z.B. südexponierte Waldränder, Standorte, die von Natur aus periodisch vernässen und vegetationsarme, mineralische Böden aufweisen. Die Standorte sollten zudem langfristig gut besonnt und windgeschützt sein.

  2. Einstau von Geländemulden, die sich leicht mit Wasser füllen auf Böden mit gutem Rückhaltevermögen:

    • Realisierung mittels Stauanalgen oder regulierbarer Drainagen. Damit kann die periodische Überflutung von Senken und Mulden ermöglicht oder wiederhergestellt werden. Besonders gut geeignet sind dazu lehmige Standorte. Um mehr Wasser an der Oberfläche zu halten, kann das Gelände leicht modelliert werden, ein Drainagesystem mit einem Schieber ausgerüstet werden oder Stauanlagen angelegt werden. Zur einfacheren Entleerung kann man als Ablassvorrichtung an der tiefsten Stelle ein Abflussrohr einbauen.
  3. Gewässer im Schwankungsbereich des Grundwassers mit periodischer Austrocknung:
    • In der Nähe von Wasserläufen oder in Sumpfbereichen liegt der Grundwasserspiegel nahe an der Oberfläche. Hier ist es einfach, ein Temporär Gewässer zu schaffen. Die Aushubtiefe sollte auf dem Niveau des niedrigsten Grundwasserstandes liegen. Das Gewässer sollte nicht im potenziellen Überschwemmungsbereich eines Fließgewässers liegen.
  4. Künstliche Abdichtung:
    • Auf durchlässigen Böden oder in Gebieten, die über dem Schwankungsbereich des Grundwassers liegen. Abdichtung mit synthetischem Material mit Ablassvorrichtung. Eingesetzte Teichfolien sollten vor mechanischen Schäden und Nagetieren geschützt werden. Als Substratschicht des Gewässerbodens eigenen sich Rundkies oder Magerbeton. Die empfohlene Größe für ein künstlich angelegtes Laichgewässer beträgt 100 bis 2 000 m² mit einer Tiefe von 0,1 bis 1 m.
  5. Wie wertvoll ein Laichgewässer ist, hängt auch davon ab, ob es insbesondere im Pufferbereich (ca. 100 m bis 200 um das Gewässer) geeignete Landlebensräume gibt. Durch einfache Maßnahmen können solche Gewässer für Amphibien aufgewertet werden:
    • Es eignen sich krautige Gewässerrandstreifen mit einer Breite von 3 bis 6 m. Eine lockere Bepflanzung mit Strauchgruppen sorgt für vielfältige Uferstrukturen. Nicht empfehlenswert sind schnell wachsende Pioniergehölze. Kleinstrukturen in Form von Haufen aus Steinen, Ästen und Wurzelstöcken (ca. 2 bis 4 m³). Die Kleinstrukturen sollten nicht in der Überschwemmungszone liegen und gut besonnt werden (Pellet 2014).

Erkennungsmerkmale

Sehr kleiner, bis max. 5cm groß werdender Frosch mit glatt, glänzender Haut. Die Oberseite ist leuchtend hellgrün gefärbt. Gut erkennbar ist er an dem schwarzen Streifen, welcher vom Nasenansatz bis zum Beinansatz läuft und in der sogenannten ‚Hüftschlinge‘ (am Ende hakenförmig nach oben ziehend) endet. Die Bauchseite ist hell und granuliert. An den Finger- und Zehenenden besitzt er Haftscheiben. Die Männchen besitzen eine Schallblase womit sie zur Paarungszeit (Mai/Juni) die typischen Rufe erzeugen (Glandt 2010).

Eine Verwechslungsgefahr besteht mit Grün- oder auch Wasserfröschen, welche deutlich größer sind. Im Gegensatz zum Laubfrosch besitzen sie mehrere schwarze Flecken oder Punkte auf der gesamten Oberfläche. Die Haut dieser Frösche ist immer warzig und niemals glatt wie bei einem Laubfrosch. Zudem besitzen sie keine Haftscheiben an den Fingerspitzen und klettern nicht (LUBW 2019).

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Hylidae
Gattung
Hyla
Art
Hyla arborea (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Amphibien
Typ
Waldzielart
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Neckarland
    • Oberrheinisches Tiefland
    • Odenwald
    • Schwäbische Alb
    • Südwestdeutsches Alpenvorland
  • Waldtyp
    • Auwälder / Bruchwälder
  • Habitatstrukturen
    • Gewässer / Feuchtstandorte
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldweidekonzept
  • Gewässerschutz
Schutzstatus
  • Priorität:
    mittel
  • Rote Liste BW:
    Gefährdet (3)
  • Rote Liste DE:
    Gefährdet (3)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    4
  • Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
    • Anhang IV

Autoren

  • Georgi, Maria
  • Werwie, Felicitas

Bildautoren

  • Dalüge, Nora
  • Gabinho
  • Mayer, Josepha

Quellen

Glandt, D. 2018
Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz.
Glandt, D. 2010
Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas.
Große, W., Geiger, A., Hansbauer, G., & Stöck, M. 2020
Laubfrosch (Hyla arborea). – In: Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Amphibien (Amphibia) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (4) : 50-51.
LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) 2019
Meldeplattform: Laubfrosch (Hyla arborea).
LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) 2013
Artsteckbrief: Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea - Linnaeus, 1758).
Mermod, M., Zumbach, S., Lipuner, M., Pellet, J., & Schmidt, B. 2010
Praxismerkblatt Artenschutz Laubfrosch (Hyla arborea & Hyla intermedia).
Pellet, J. 2014
Temporäre Gewässer für gefährdete Amphibien schaffen: Leitfaden für die Praxis.
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