Europäischer Dünnfarn
Beschreibung
Die Vorkommen des Dünnfarns in Deutschland sind erst seit den 1990er Jahren bekannt, was daran liegt, dass in Deutschland nur die unscheinbare haploide Phase des Farns vorkommt. Das Erscheinungsbild sind grüne, watteartige Polster oder Rasen auf Gestein. Die "eigentliche Farnpflanze", also die diploide Phase, kommt in Deutschland nicht vor. Die Vorkommen in Mitteleuropa gelten als Relikte aus früheren Wärmeperioden.
Erkennungsmerkmale
Die Art ist aufgrund ihrer verkümmerten haploiden Phase nur sehr schwer zu erkennen. Sie erscheint als grüne, watteartige Polster oder Rasen auf Gestein (Praxishilfe Europäischer Dünnfarn).
Vorkommen in Baden-Württemberg
Der europäische Dünnfarn kommt auf den Blockhalden am westlichen Schwarzwaldabfall, im Odenwald und auf einzelnen Fundstellen auf der Schwäbischen Alb vor.
Lebensraum
Der europäische Dünnfarn besiedelt im Wald liegende, luftfeuchte Silikatfelsen und Blockhalden, vorwiegend im Buntsandstein.
- Luftfeuchte Laub- und Mischwälder, dort insbesondere windstille Täler und Klingen mit Quellen oder Bächen.
- Lichtarme Höhlen, Spalten, Nischen und Überhänge (Lichtangebot oft unter 1 %).
- Wachstum direkt auf silikatischem Gestein.
- Häufig mit begleitenden Moos- und Flechtenarten (siehe Praxishilfe Europäischer Dünnfarn).
Lebensweise
- In Mitteleuropa aufgrund des im Vergleich zum (optimalen) atlantischen Vorkommensschwerpunkt zu trockenen und kalten Klimas nur als Gametophyt mit unscheinbaren, algenartigen Polstern auftretend, nicht mit sporentragenden Farnwedeln. Weiteres Ausbreitungspotenzial sehr begrenzt.
- Populationsbegrenzend sind ein zu hohes Lichtangebot und eine zu geringe Feuchtigkeit (siehe Praxishilfe Europäischer Dünnfarn).
Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen
Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?
- Schwache Durchforstungen (bis hin zum Nutzungsverzicht), die ein feuchtes und dunkles Mikroklima fördern und erhalten.
- Dauerwaldartige Bewirtschaftung und insbesondere Verjüngung.
- Rasche Aufforstung von Freiflächen (z.B. nach Sturmwurf oder Borkenkäferbefall) im näheren Umfeld von Dünnfarnvorkommen.
- Förderung der Buche (geringeres Störungsrisiko).
Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)
- Keine forstlichen Maßnahmen im Umfeld von 50 m um besiedelte Felsen.
- Ausweisung von Flächen mit Nutzungsverzicht (z.B. über Einbeziehung der Vorkommen in das AuT-Konzept ForstBW oder Bannwald).
Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?
- Umbau von Laubwäldern in Kiefern- oder Fichtenforste und Bestockung mit nichtheimischen Baumarten.
- Wegebau- und Erschließungsmaßnahmen, die zur Öffnung von Felsstandorten und zu Materialeinträgen führen.
- Kahl- oder Femelschläge im näheren Umfeld (zu viel Licht, Änderung des Mikroklimas). Entnahmen von mehr als einem beschattenden Baum direkt vor den besiedelten Felsen können unter Umständen ein Vorkommen zerstören.
- Waldkalkung im Bereich der Wuchsorte (Praxishilfe Europäischer Dünnfarn).
Innerhalb von FFH-Gebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten!
Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug
- „Erhaltung der Wuchsorte, wie Höhlen, Halbhöhlen, Felsen und Blockhalden aus Silikatgestein.
- Erhaltung der oberflächlich sauren Standortverhältnisse ohne Kalkeinträge.
- Erhaltung eines ausgeglichenen Mikroklimas mit einer gleichmäßig hohen Luft- und Bodenfeuchtigkeit, bei geringer Wind- und Lichtexposition und geringen Temperaturschwankungen, auch im Hinblick auf den umgebenden Wald." (Praxishilfe Europäischer Dünnfarn)
- Stamm
- Tracheophyta
- Familie
- Hymenophyllaceae
- Gattung
- None
- Art
- Trichomanes
-
Wuchsgebiete
- Neckarland
- Odenwald
- Schwarzwald
-
Waldtypen
- Buchenmischwälder
- Nadelwälder
-
Habitatstruktur
- Felsen / Blockhalden / Schutthänge
- AuT-Konzept
- Bannwaldprogramm
- Biotop
- Priorität:
mittel - Rote Liste BW:
Vorwarnliste (V) - Rote Liste DE:
(*) Ungefährdet -
Bundesnaturschutzgesetz:
4 - Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
- Anhang II
- Anhang IV
- Kalkungssensibel:
ja