Eschen-Scheckenfalter

Eschen-Scheckenfalter

Euphydryas maturna

Allgemein Bilder (1) Autoren und Quellen

Beschreibung

Der Eschen-Scheckenfalter Euphydryas maturna ist ein Tagfalter aus der Familie Nymphalidae und über Frankreich, Zentral und Ost Europa bis nach Sibirien und die Mongolei verbreitet (Vogler 1980).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Aktuell ist für Baden-Württemberg nur noch ein Vorkommen im Jagsttal zu verzeichnen (LUBW 2010).

Lebensraum

Lebensräume in Baden-Württemberg

Der Eschen-Scheckenfalter kommt in lichten Laubmischwäldern und halboffenen Waldsaumgesellschaften mit einem warmfeuchten Mikroklima vor. Dies sind v.a. Auen- oder Bruchwälder, Mittel- und Niederwälder sowie gewässerbegleitende Wald-Wiesen-Komplexe.

Habitatstrukturen im Wald

  • Lichte Eschenjungwuchsflächen aus Pflanzung oder Naturverjüngung (Raupennahrung mit Gespinstnestern).
  • Nieder- und Mittelwälder sowie Stockausschlagswälder.
  • Luftfeuchte Übergangs- und Saumbereiche sowie Wegränder im und am Wald mit jungen o-der tief beasteten Eschen.
  • An Eschen(-jungwuchs) angrenzende blütenreiche Wiesen und Ruderalflächen.

Lebensweise

  • Die Art ist ursprünglich an ein regelmäßig wiederkehrendes Überflutungsregime mit kleinstandörtlich wechselnden, frühen Sukzessionsstadien angepasst. Primärhabitate gibt es in BW nicht mehr.
  • Heute werden nur noch reliktisch Habitat-komplexe aus lichten Gehölzen mit Eschenjungwuchs sowie vermengten oder angrenzenden kraut- und blütenreichen Grünflächen besiedelt.
  • Recht standortstreue Vorkommen mit geringen natürlichen Fluktuationen.

Phänologie

  • Raupen: Ende Juni bis Anfang September in Raupennestern an Esche, dann zur Überwinterung in Gruppen (Streu, zusammengerollte Blätter) am Boden. Im Frühjahr ab März bis Mitte Mai vereinzelt an verschiedenen Pflanzen in Bodennähe (polyphag).
  • Falter: Ende Mai bis Anfang Juli.

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Erhaltungsmanagement

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Erhaltung halboffener bis lichter Bestandesstrukturen in luftfeuchten Lagen.
  • Fördern der Esche bei Jungwuchs- und Bestandespflege (besonders noch vitale, gegen Eschentriebsterben resistentere Eschen).
  • Erhaltung von insbesondere tiefbeasteten Eschen bei der Waldrand- und Saumpflege.

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen MaP)

  • Fortführung oder Wiederaufnahme traditioneller Mittelwaldbewirtschaftung unter Förderung von Eschen.
  • Erhalt und Pflege von Eschen-Ausschlagwäldern entlang von Gräben und Bächen.
  • Entwicklung halboffener bis lichter Bestände.
  • Waldrandgestaltung: Schaffung tiefer, auch gebuchteter Säume (ca. 10 m) entlang von Schneisen und Waldwegen, Pflege durch gestuftes und beidseits wechselndes Rücksetzen.
  • Zeitlich und räumlich gestaffelte Mahd (Beweidung) blütenreicher Waldinnensäume zeitnah nach Ende der Flugzeit.

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Begradigung und Veränderung von Waldinnen-säumen u. a. durch Mahd oder Hochasten.
  • Umwandlung von lichten Laubmischwäldern in Buchen- oder Nadelbaumbestände.
  • Erstaufforstungen in Wiesentälern.
  • Wiederaufforstung von Blößen und Ergänzungspflanzungen in lichten Jungwuchsflächen.
  • Reduktion der Esche bei Jungwuchs- und Bestandespflege.
  • Beseitigung von Waldwiesen z.B. durch Anlage von Wildäckern.

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung eines Verbundsystems aus lichten, eschenreichen Laubwäldern mit ihren Säumen in mosaikartigem, kleinräumigem Wechsel von Grünland, Hecken, Feldgehölzen und Galeriewäldern.
  • Erhaltung von tief beasteten Eschen in allen Altersstadien, insbesondere von jungen Eschen in den Übergangsbereichen zum Offenland als Ei-ablage- und Raupenentwicklungsplätze.
  • Erhaltung von Nektarquellen, insbesondere Dolden- und Korbblütler, wie Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und Giersch (Aegopodium podagraria) sowie Roter Hartriegel (Cornus sanguinea).
  • Erhaltung einer an die Ansprüche der Art angepassten, bestandsfördernden Bewirtschaftung oder Pflege der Offenland- und Waldlebensräume.
  • Erhaltung der Vernetzung von Populationen.“

Synergien und Zielkonflikte

Resümee Lichtwaldart. Der Eschenscheckenfalter besiedelt in BW ausschließlich Sekundärlebensräume. Es handelt sich um kleine, anfällige Restvorkommen. Die Erhaltung der Habitate des Eschen-Scheckenfalters ist pflegeintensiv und geht über Maßnahmen einer naturnahen Waldwirtschaft hinaus. Durch das Eschentriebsterben hat sich die hohe Sensibilität der Art noch erhöht. Vor der Durchführung von Maßnahmen wird eine Abstimmung mit den ASP-Umsetzenden empfohlen. Innerhalb von FFH-Gebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten!

Erkennungsmerkmale

Eine orangefarbene Binde zieht sich randlich durchgehend durch die Flügeloberseite (LUBW 2010).

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Artengruppe
Schmetterlinge
Typ
Natura 2000
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldweidekonzept
Schutzstatus
  • Priorität:
    hoch
  • Rote Liste BW:
    Vom Aussterben bedroht (1)
  • Rote Liste DE:
    Stark gefährdet (2)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    4
  • Natura 2000 / Vogelschutzrichtlinie:
    • Anhang II
    • Anhang IV

Autoren

  • Georgi, Maria

Bildautoren

  • The Macrolepidoptera of the World

Quellen

Ebert, G. & Rennwald, E. 1991
Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 1: Tagfalter I.
UM (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg) & LUBW (Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg) 2010
Im Portrait - die Arten und Lebensraumtypen der FFH-Richtlinie.
Vogler, W. 1980
Zur geographischen Verbreitung von Euphydryas (Melitaea) maturna L. in Europa und Asien (Lep. Nymphalidae). Mitt. Int. Entomol. Ver. Frankfurt am Main 1-26.
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