Eisvogel

Eisvogel

Alcedo atthis (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (3) Autoren und Quellen

Beschreibung

Der bunt schillernde Eisvogel ist an langsam fließenden sowie stehenden Gewässern zu finden (Hölzinger & Mahler 2001), bevorzugt in strukturreichen Flussauen (FVA 2020). Er brütet in meist selbstgegrabenen Höhlen in natürlichen Uferbereichen (FVA 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg ist der Eisvogel Jahresvogel und Teilzieher. Der Zug findet von (Ende Juli) August bis Oktober (November) und von Februar bis April statt. Das Verbreitungsbild ist gekennzeichnet durch eine fast geschlossene Brutverbreitung in der Rheinniederung am südlichen Oberrhein. Weitere Verbreitungsschwerpunkte befinden sich an den rechten Neckar-Nebenflüssen von Rems bis Jagst und deren Zuflüssen sowie im Taubergebiet. Der zentrale Verbreitungsschwerpunkt liegt in Südbaden, insbesondere in den Auwäldern am südlichen Oberrhein mit besonders großen Beständen auf dem etwa 60 km langen Abschnitt zwischen Kaiserstuhl und Kehl. Hier konzentriert sich etwa ein Drittel aller Brutpaare des Landes und in der Rheinniederung gibt es die höchsten Siedlungsdichten. In Nordbaden liegt der Verbreitungsschwerpunkt in der nördlichen Oberrhein-Niederung. Größere Verbreitungslücken bestehen in den Höhenstufen zwischen 400 und 700m NN vor allem im Schwarzwald, auf der Schwäbischen Alb sowie im Kraichgau, Odenwald, auf der Baar im Hegau und am Bodensee. Der Eisvogel ist in Baden-Württemberg Brutvogel in allen Landesteilen bis knapp 800 m ü. NN (Hölzinger & Mahler 2001).

Lebensraum

Nahrungshabitat

  • Hochstubben, tote Äste und Totholz im Wasser als Ansitzwarten (< 2 m).
  • Strukturreiche Uferbestockung aus z.T. dichtem Gebüsch und Bäumen mit über das Wasser ragenden Ästen und Zweigen für Deckung, Licht und Schattenwurf.

Bruthabitat

  • Prallhänge, Steilufer, Abbruchkanten und Böschungen (> 50 cm hoch).
  • Alternativ große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht sowie Abbruchkanten und Böschungen in offenem bis dicht bewaldetem Gelände, die auch mehrere hundert Meter vom Gewässer entfernt liegen können.
  • Wichtig ist stabiles und gleichzeitig weiches Substrat zum Graben der Brutröhre.

(FVA 2020)

Lebensweise

  • Territorial (FVA 2020).
  • Aktionsraum bis mehrere Kilometer Gewässerstrecke bei suboptimalen Bedingungen (FVA 2020).
  • Hohe natürliche Fluktuation; gravierende Bestandseinbrüche nach strengen Wintern (FVA 2020).
  • Insgesamt Bestandszunahme (FVA 2020).
  • Stand- und Strichvogel (FVA 2020).
  • Fortpflanzungszeit: 15.02. – 15.09 (FVA 2020).
  • Die Masse der ziehenden Eisvögel wird von Jungvögeln und adulten Weibchen gestellt (Hölzinger & Mahler 2001).
  • Der Heimzug verläuft zwischen Februar und April, und der Wegzug ist Ende November weitgehend abgeschlossen (Hölzinger & Mahler 2001).
  • Die Nahrung besteht hauptsächlich aus kleinen Süßwasserfischen, zeitweise Insekten, kleinen Frösche, Kaulquappen, nur ausnahmsweise frisst er Molche und kleine Krebstiere (Hölzinger & Mahler 2001).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?

  • Förderung einer naturnahen Uferbestockung, insbesondere aus Weiden und Erlen.
  • Einzelstammweise Nutzung und abschnittsweises Auf-den-Stock-Setzen entlang der Ufersäume.
  • Belassen von Totholz, Hochstubben und anderen Ansitzwarten entlang und in Gewässern.
  • Belassen von ausreichend mächtigen Wurzeltellern in Gewässernähe.

Spezielle Pflegemaßnahmen (unter Beachtung des jeweiligen Managementplans)

  • Wiedervernässung bzw. Revitalisierung ehemaliger Auewälder u.a. durch Bereitstellung von Überflutungsflächen.
  • Zulassen gewässerdynamischer Prozesse (Entstehung von Ufersteilwänden).
  • Anlage und Pflege von Steilwänden (Brutwände) an Bach- und Flussufern.

Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?

  • Anbau naturferner, strukturarmer Bestände (Pappel, Fichte) entlang von Gewässern.
  • Komplettes Entfernen von gewässerbegleitenden Gehölzen entlang besiedelter Uferbereiche.
  • Fällen von Bäumen im engeren Umfeld um existierende Brutröhren.
  • Hiebsmaßnahmen, die Prallhänge destabilisieren oder durch Aufprall beschädigen. Prallhänge sind potenzielle Brutplätze.
  • Gewinnung von Wegebaumaterial in besiedelten Steinbrüchen/Kiesgruben im Wald.

(FVA 2020)

Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug

  • „Erhaltung der naturnahen Gewässer.
  • Erhaltung von Steilwänden und Abbruchkanten aus grabbarem Substrat in Gewässernähe.
  • Erhaltung von für die Brutröhrenanlage geeigneten Wurzeltellern umgestürzter Bäume in Gewässernähe.
  • Erhaltung von Strukturen, die als Ansitz für die Jagd genutzt werden können, wie starke Ufergehölze mit über das Gewässer hängenden Ästen.
  • Erhaltung einer Wasserqualität, die gute Sichtbedingungen für den Beutefang gewährleistet.
  • Erhaltung einer Gewässerdynamik, die die Neubildung von zur Nestanlage geeigneten Uferabbrüchen ermöglicht.
  • Erhaltung von Sekundärlebensräumen wie aufgelassenen Abbaustätten mit Gewässern und Steilufern.
  • Erhaltung des Nahrungsangebots mit Kleinfischarten und Jungfischaufkommen.
  • Erhaltung störungsfreier oder zumindest störungsarmer Fortpflanzungsstätten während der Fortpflanzungszeit (15.02. – 15.09.).“ (Zitat aus VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1)

Resümee

Bei Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes auch an Gewässern sind im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung keine weiteren aktiven Erhaltungsmaßnahmen notwendig. Alt- und Totholzstrukturen sind aus Sicht des Eisvogels aber weniger wichtig als der Schutz natürlicher Steilufer und sauberer Gewässer. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweilige Managementplan zu beachten (FVA 2020).

Weitere Informationen

Verbreitung
Keine vollständige Verbreitung aufgrund lückenhafter Datenbasis
Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Alcedinidae
Gattung
Alcedo
Art
Alcedo atthis (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Vögel
Typ
Natura 2000
Lebensraum
  • Habitatstruktur
    • Gewässer / Feuchtstandorte
Fachkonzept
  • AuT-Konzept
  • Gewässerschutz
Schutzstatus
  • Priorität:
    niedrig
  • Rote Liste BW:
    Vorwarnliste (V)
  • Rote Liste DE:
    (*) Ungefährdet
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    3

Autoren

  • Sidonio-Rosas, Georgette
  • FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg)

Bildautoren

  • Balog, Robert
  • Brönnimann, Felix
  • Schlüter, Timo

Quellen

FVA (Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg) 2020
Praxishilfe Eisvogel.
Hölzinger, J. & Mahler, U. 2001
Die Vögel Baden-Württembergs, Nicht-Singvögel 3.
Bilder anhängen