Berliner Prachtkäfer
Beschreibung
Der Berliner Prachtkäfer (auch Eckfleckiger Zahnflügel-Prachtkäfer) ist ein Käfer aus der Familie der Prachtkäfer und der Unterfamilie der Buprestinae. In Baden-Württemberg besiedelt er vor allem wipfeldürre Buchen. Dicerca berolinensis gehört zu den sogenannten Urwaldreliktarten. Diese Arten haben sehr spezifische Ansprüchen bezüglich urwaldähnlichen Habitatstrukturen, die in unserer Kulturlandschaft nur noch sehr selten vorzufinden sind. Urwaldreliktarten kommen in Mitteleuropa nur noch reliktär vor, haben eine starke Bindung an Habitattradition (Strukturkontinuität und Kontinuität der Alters- und Zerfallsphase), hohe Ansprüche an Totholzqualität und -quantität und verschwinden aus den kultivierten Wäldern Mitteleuropas oder sind schon verschwunden. Damit stehen sie repräsentativ für besonders schützenswerte Waldbestände (Müller et al. 2005).
Lebensraum
Der Berliner Prachtkäfer ist in buchenreichen Laubwäldern und Eichen-Hainbuchenwäldern zu Hause. Er besiedelt vor allem Buchen und Hainbuchen mit Stammläsionen und Wipfeldürre (Bense und Wurst 2015). Die Art gilt als sehr wärmeliebend, was man zunächst nicht mit den kühlen und schattigen Buchenwäldern verbindet, allerdings stellen sich bei besonnten toten Starkästen im Kronenraum hohe Temperaturen ein. Diese Habitate findet man nur bei Altbuchen mit einem Alter von mindestens 200 Jahren (Müller 2006). Substratgilde: Besiedler von Frischholz und Frisch-Totholz (Schmidl und Bußler 2004).
Lebensweise
Man findet die adulten Käfer zwischen Mitte Mai und Ende September auf besonnten Kronenästen und Stammabschnitten (Hauptflugzeit ist Anfang Juni bis Anfang Juli). Die hochgradig thermophile Art schlüpft erst ab einer Holztemperatur von 30° Celsius. Die Larven entwickeln sich im Holz am Übergang von lebendem zu totem Holz in stark dimensionierten Ästen im Kronenbereich. Für die Entwicklung von Ei zum Imago benötigt der Käfer 3-4 Jahre (Müller 2006).
Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen
- Alte Buchen mit bereits toten Wipfelbereichen stehen lassen
- Buchen in die Alters- und Zerfallsphase kommen lassen
- Nutzungsverzicht (Alt- und Totholzkonzept, Bannwälder, Flächenstilllegungen)
Synergien und Zielkonflikte
Der Käfer steht als Schirmart für die Arten die an anbrüchiges Rotbuchenholz in besonnter Lage gebunden sind. Darunter fallen der Mittelspecht (Leiopicus medius), der Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) und die seltene Vierpunktameise (Dolichoderus quadripunctatus) (Müller 2006).
Erkennungsmerkmale
- Körperlänge: 20-24 mm
- metallisch bronzefarben (Müller 2006)
Erfassungsmethoden
Fraßspuren im Kronenbereich alter Buchen (Müller 2006).
- Stamm
- Arthropoda
- Familie
- Buprestidae
- Gattung
- Dicerca
- Art
- Dicerca berolinensis
-
Wuchsgebiete
- Neckarland
- Oberrheinisches Tiefland
- Schwäbische Alb
- Südwestdeutsches Alpenvorland
-
Waldtyp
- Buchenmischwälder
-
Habitatstrukturen
- Alte Bäume / Habitatbäume (lebend)
- Totholz
- AuT-Konzept
- GKWNS-Lichtwaldkonzept
- WET / BHT Eichen-Mittelwald
- Waldweidekonzept
- Waldrandmerkblatt
- Priorität:
mittel - Rote Liste BW:
Stark gefährdet (2) - Rote Liste DE:
Stark gefährdet (2)
Bildautoren
- Bense, Uli
- Hochdanz, Emil
- Krejcik, Stanislav
Quellen
- Urwaldreliktarten in Baden-Württemberg. Unveröffentl. Gutachten im Auftrag der FVA.
- Ein Berliner im Steigerwald. LWF aktuell 53 : 36.
- Wie beeinflußt Forstwirtschaft die Biodiversität in Wäldern? Eine Analyse anhand der xylobionten Käfer. Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 7.1 : 1-8.
- Urwald relict species - Saproxylic beetles indicating structural qulities and habitat tradition. waldoekologie online Heft 2 : 106-113.
- Ökologische Gilden xylobionter Käfer Deutschlands. Naturschutz und Landschaftsplanung 36.7 : 202-2018.