Bergkronwicken-Widderchen

Bergkronwicken-Widderchen

Zygaena (Agrumenia) fausta Linnaeus, 1767

Beschreibung

Das Bergkronwicken-Widderchen ist ein Schmetterling (Nachtfalter) aus der Familie der Widderchen (Zygaenidae) (TMD 2020) und eine Indikatorart für sehr lichte Steppenheidewälder. Die endemische Unterart suevica kommt ausschließlich auf der Schwäbischen Alb vor, weshalb wir eine besondere Verantwortung für sie tragen (Hofmann 1994).

Erkennungsmerkmale

Die Art ist aufgrund ihrer Zeichnung und Färbung unverwechselbar. Die roten Flecken auf den Flügeln sind weißlich bis gelblich eingefasst. Auffällig ist auch eine rote Halskrause hinter dem Kopf und ein roter Hinterleibsring (TMD 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Die Art kommt auf der Schwäbischen Alb und im Tauberland vor. Auf der Schwäbischen Alb sind Vorkommen auf Baar- und Hegaualb und an Traufbereiche der mittleren Alb zu finden, außerdem existieren noch zwei extrem isolierte Vorkommen auf der Ostalb. Da die essentielle Raupennahrungspflanze Bergkronwicke kalkgebunden ist, ist auch das Bergkronwicken-Widderchen auf Kalkstandorte beschränkt.

Lebensraum

Als Lebensraum dienen trocken-warme Süd- und Südwesthangbereiche mit Steppenheide oder sehr lichtem Steppenheidewald auf der Schwäbischen Alb. Darüber hinaus werden breite, besonnte Wegsäume, Traufkanten oder ehemalige Steinbrüche besiedelt. Im Taubergebiet nutzt die Art versaumte Magerrasen im Übergang zu trockenwarmen Waldrändern (Hermann und Trautner 2019). Neben der essentiellen Bergkronwicke (Coronilla coronata) als Futterpflanze für die Raupen sind auch die Nahrungspflanzen für die Imagos von Bedeutung. Dabei spielen der Wilde Majoran (Origanum vulgare), Knautien und verschiedene Kratzdistelarten (z.B. Cirsium arvense) eine große Rolle. Die Siedlungsdichte im geeignetem Habitat beträgt 250-500 Falter pro ha, die Wanderdistanz 0,5-1 km (Hermann und Trautner 2019).

Lebensweise

Die Flugzeit der Tiere liegt in Baden-Württemberg recht spät im Sommer. Auf der Schwäbischen Alb fliegt die Art ab Mitte Juli, im Tauberland manchmal auch Anfang Juli. Die Flugzeit ist kurz und liegt zwischen 3 und 4 Wochen.

Die Eier werden an der Blattunterseite der Raupenfutterpflanze in Gelegen mit 15-25 Eiern abgelegt. Schon nach ca. sieben Tagen schlüpfen die dann noch fast farblosen Raupen. Die Raupen häuten sich drei Mal bevor sie im September in die Diapause eintreten. Nach dem Winter sind die Raupen im April wieder zu finden, bis sie sich schließlich gegen Juni verpuppen und dann ca. 21-23 Tage später schlüpfen (Hofmann 1994).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

Ziel ist das Herstellen von langfristig überlebensfähigen Populationen, das bedeutet, dass voneinander abgegrenzte Populationsgruppen aus 5000-10000 Individuen bestehen sollten. Der Habitatbedarf einer Populationsgruppe beträgt Experten zufolge 20-40 ha (Hermann und Trautner 2019).

Konkret notwenige Maßnahmen sind: Massive Vergrößerung bestehender Habitate mit Bergkronwickenstandorten und geeignete Flächen zwischen den Populationsgruppen als Trittsteine, um Metapopulationen herzustellen. Einzelhabitate sollten eine Größe von mindestens 0,25 ha aufweisen. Die Trittsteine sollten auf Grund der geringen Flugdistanz der Falter nicht weiter als 0,5 bis 1 km voneinander entfernt sein (Hermann und Trautner 2019).

Das Herstellen von Trittsteinen und die Vergößerung von bestehenden Habitaten geschieht am besten durch Kleinkahlhiebe in steilen Hanglagen mit gründlicher Räumung von Starkholz, Schwachholz und Hiebsresten zur Freistellung von Bergkronwicken-Bestände bzw. zur Ermöglichung ihrer Verjüngung/Keimung. Auch bei der Holzrückung können vegetationsfreie Bodenstellen als Keimungsort der Wirtspflanze hergstellt werden. Wichtig ist natürlich auch die Erhaltungspflege bereits bestehender Habitate. Diese sollte etwa alle 10 Jahre durchgeführt werden (Hermann und Trautner 2019). Bei kleinen Habitaten und abhängig vom Standort kann eine erneute Auflichtung auch alle 5 Jahre notwendig sein.

Synergien und Zielkonflikte

Maßnahmen für diese Art können in Baden-Württemberg gleichzeitig auch dem Blauschwarzen Eisvogel (Limenitis reducta) und dem Platterbsen-Widderchen (Zygaena osterodensis) helfen, wenn die Falter im gleichen Gebiet vorkommen. Zudem kommt die Art oft syntop mit dem Elegans-Widderchen (Zygaena angelicae ssp. elegans) vor, das ebenfalls von entsprechenden Maßnahmen profitiert, nur nicht ganz so lichtbedürftig ist. Darüber hinaus gibt es eine ganze Reihe an Lichtwaldarten, die von den Maßnahmenflächen profitieren.

Zielkonflikte bestehen mit dem Thema Stilllegungen/Prozessschutz, da einige Vorkommen mit Kernzonen, Bannwäldern oder Waldrefugien überlagert sind. Zum Erhalt der Populationen sind unter aktuellen Bedingungen Pflegemaßnahmen jedoch unerlässlich.

Weitere Informationen

Das Bergkronwicken-Widderchen ist eine Art des Artenschutzprogramms (ASP) des Landes Baden-Württemberg. Bitte lassen Sie sich bei Umsetzungen von den Artexperten des ASP beraten oder kontaktieren Sie die FVA Abt. Waldnaturschutz.

Die Art ist in der Ökokonto-Verordnung im Anhang "Förderung spezifischer Arten" gelistet und bringt bei Maßnahmen zur Neuentwicklung von Fortpflanzungsstätten 10 Ökopunkte pro Quadratmeter (LUBW 2010).

Verbreitung
Systematik
Stamm
Arthropoda
Familie
Zygaenidae
Gattung
Zygaena
Art
Zygaena (Agrumenia) fausta Linnaeus, 1767
Artengruppe
Schmetterlinge
Typ
Waldzielart
Lebensraum
  • Wuchsgebiete
    • Neckarland
    • Schwäbische Alb
  • Waldtyp
    • Trockenwälder
  • Habitatstruktur
    • Lichte Waldstrukturen (inkl. besonnte Waldränder)
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
    • Waldrandmerkblatt
Lokaler Fokus
  • Biotop
Schutzstatus
  • Priorität:
    mittel
  • Rote Liste BW:
    Gefährdet (3)
  • Rote Liste DE:
    Gefährdet (3)
  • Verantwortungsart BW:
    ja

Autoren

  • Dalüge, Nora
  • Georgi, Maria

Bildautoren

  • Dalüge, Nora
  • Hübner, Jacob
  • Werwie, Felicitas

Quellen

Ebert, G., Esche, T., Herrmann, R., Hofmann, A., Lussi, H., Nikusch, I., Speidel, W., Steiner, A., & Thiele, J. 1994
Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 3: Nachtfalter I.
Hermann, G. & Trautner, J. 2019
Flächenanspruch hochgradig bedrohter Falterarten der „Lichtwälder“: Ableitung von Zielwerten und Räumen in Baden-Württemberg. Unveröff. Gutachten im Auftrag der FVA. 1-56.
Hofmann, A. 1994
Zygaeninae. In: Ebert, G. (Hrsg.). Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 3: Nachtfalter I .
LUBW (Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg) 2010
Verordnung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr über die Anerkennung und Anrechnung vorzeitig durchgeführter Maßnahmen zur Kompensation von Eingriffsfolgen (Ökokonto-Verordnung – ÖKVO).
TMD (Tagfalter-Monitoring Deutschland) 2020
Bestimmungshilfe Widderchen (Zygaenidae). Abgerufen am 31.03.2020.