Baumfalke
Baumfalke
Falco subbuteo
Beschreibung
Erfreulicherweise sind die Bestände des Baumfalken bisher relativ stabil geblieben. Allerdings ist es regional zu mehr oder weniger starken Abnahmen gekommen. Die wichtigsten Ursachen sind in der Verknappung der Nahrungsgrundlage zu sehen, daneben auch nach wie vor in der direkten Verfolgung vor allem auf seinen Zugwegen ins südliche Afrika. Die wichtigsten Hilfsmaßnahmen setzen beim Erhalt und bei der Schaffung geeigneter Lebensräume an. Weiter sollten reich gegliederte Offenlandschaften mit möglichst geringem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bewirtschaftet werden, um die Nahrungsressourcen zu sichern (LUBW 2014).
Erkennungsmerkmale
Mit seinen spitzen, sichelförmigen Flügeln und seinen wendigen Flugmanövern erinnert der Baumfalke im Flug weniger an den etwa gleich großen Turmfalken, sondern eher an einen überdimensionalen Mauersegler oder zu schlank geratenen Wanderfalken. Erst wenn man ihn näher mustern kann, sieht man das andere typische Merkmal: die „roten Hosen“ der Altvögel, also die rostrote Färbung des Gefieders im oberen Bein- und Steißbereich. Typisch ist auch der schmale schwarze Backenstreifen. Zudem steht der Baumfalke grundsätzlich nie rüttelnd in der Luft, wodurch er leicht vom Turmfalken zu unterscheiden ist (LUBW 2014).
Vorkommen in Baden-Württemberg
Mäßig, aber regelmäßig – so lässt sich der etwa 250 Paare umfassende Brutbestand des Baumfalken in Baden-Württemberg umschreiben. Damit ist er inzwischen die seltenste Falkenart im Land, nachdem sich der Wanderfalkenbestand dank intensiver Schutzmaßnahmen wieder erholt hat. Der Baumfalke kommt fast im ganzen Land vor, außer in den großen geschlossenen Waldgebieten. Die bevorzugten Brutgebiete liegen in den eher feuchten Regionen der Oberrheinebene, im Neckarbecken und im Vorland der mittleren und östlichen Schwäbischen Alb sowie im Bodenseebecken (LUBW 2014).
Lebensraum
Der Baumfalke bewohnt abwechslungsreich gegliederte Landschaften insbesondere mit altholzreichen Waldrändern (FVA 2020). Besonders willkommen sind die Ränder alter Kiefernwälder. Aber auch Brutplätze am Rand von Laub- und Mischwäldern mit niedrigem Unterstand und sogar in Parkanlagen sind bekannt. Im Gegensatz zu den beiden anderen heimischen Falkenarten ist der Baumfalke ein ausgesprochener Offenbrüter. Das heißt er nutzt gerne alte Krähennester und Greifvogelhorste, wie die der Bussarde. Felsnischen oder Gebäudevorsprünge benötigt er im Gegensatz zu Turm- und Wanderfalke nicht (LUBW 2014).
Bruthabitat
- Lichte, alte Kiefern-, Laub- und Auwälder in Waldrandlage mit niedrigem Unterstand. Auch Baumgruppen sowie Einzelbäume mit freiem Anflug.
- Nutzt hohe Krähennester und Greifvogelhorste (auch solche auf Hochspannungsmasten).
- Brutplätze möglichst nah an Jagdgebieten.
- Der innere Bereich ausgedehnter, geschlossener Waldgebiete wird gemieden (FVA 2020).
Jagdhabitat
- Der Baumfalke ernährt sich von im Flug erbeuteten Vögeln, Großinsekten und gelegentlich auch von Kleinsäugern.
- Strukturreiche Offenlandbereiche wie Feuchtwiesen, Moore, Heiden oder Gewässerrandbereiche.
- Offene Flächen innerhalb des Waldes (Lichtungen, Blößen, Lücken, Schadflächen etc.) (FVA 2020).
Lebensweise
- Große Aktionsräume von mehreren km².
- Orts- und Brutplatztreu, aber regelmäßig wechselnde Neststandorte.
- Auf geeignete Nester von Rabenvögeln oder Greifvögeln angewiesen.
- Zugvogel, bei uns von April bis September.
- Fortpflanzungszeit: 15.04.-15.09 (FVA 2020).
Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen
Von welchen Forstbetriebsarbeiten profitiert die Art?
- Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes: Dauerhaftes Belassen eines kohärenten Netzes von Altholzinseln, v. a. mit Kiefer und mit Horsten.
- Einzelstammnutzung, Femelhiebe bis kleine Räumungen (≤ 1 ha), die randständige Überhälter belassen bzw. freistellen oder Überhälter am Waldrand und andere potentielle Horstbäume (Bäume mit Deckung, freiem Anflug am Waldrand sowie geeigneten Nestern anderer Arten) erhalten.
- Bestandes- und Innenrandpflege, die - abweichend vom üblichen Vorgehen - lichte Waldstrukturen (auch temporär) erhält.
- Anlage von Lichtungen, Holzlagerstreifen und Waldwiesen (FVA 2020).
Welche Forstbetriebsarbeiten können erhebliche Beeinträchtigungen darstellen?
- Entnahme von Horstbäumen sowie exponierten Überhältern und Randbäumen im Waldrandbereich.
- Flächige Verjüngungsverfahren, besonders Kahlschlag und Räumung ohne Erhaltung eines Altbaumreservoirs.
- Aufforstung kleinerer Freiflächen im Wald.
- Betriebsführung mit Hang zum „Dunkelwald“, in der freie und offene Waldflächen fehlen (durch Anbau bzw. Zuwachsen ohne Neuschaffen von Freiflächen). Beides verschlechtert die Jagdhabitate.
- Holzeinschlag im Bereich bekannter Horste während der Fortpflanzungszeit im Umkreis von ca. 300 m.
- Hiebe, die den Waldcharakter ca. 100 m um besetzte Horste herum deutlich verändern (das können alle über Einzelstammentnahme hinausgehenden Hiebsformen sein) (FVA 2020).
Landesweite Erhaltungsziele mit Waldbezug
- "Erhaltung von lichten Wäldern mit angrenzenden offenen Landschaften.
- Erhaltung von Altbäumen und Altholzinseln.
- Erhaltung von Überhältern, insbesondere an Waldrändern.
- Erhaltung von Feldgehölzen oder Baumgruppen in Feldfluren oder entlang von Gewässern.
- Erhaltung der Gewässer mit strukturreichen Uferbereichen und Verlandungszonen sowie der Feuchtgebiete.
- Erhaltung von Nistgelegenheiten wie Krähennestern, insbesondere an Waldrändern.
- Erhaltung des Nahrungsangebots, insbesondere mit Kleinvögeln und Großinsekten.
- Erhaltung störungsfreier oder zumindest störungsarmer Fortpflanzungsstätten während der Fortpflanzungszeit (15.04. – 15.09.).“ (Zitat aus VSG-VO v. 05.02.2010; Anlage 1).
Resümee
Bei Umsetzung des Alt- und Totholz-Konzeptes sind im Rahmen naturnaher Waldbewirtschaftung keine weiteren Erhaltungsmaßnahmen notwendig, sofern ausreichend Altholzstrukturen in Randlage vorkommen. Während der Balz- und Brutzeit ist um Horststandorte die Horstschutzzone zu beachten (ca. 300 m während Brutzeit). Eingriffe im 100 m-Bereich um die Horste sollten moderat und außerhalb der Brutzeit stattfinden. Eine Abstimmung mit Artexperten wird empfohlen. Innerhalb von Vogelschutzgebieten ist der jeweiligen Managementplan zu beachten (FVA 2020).
Weitere Informationen
- Informationen zur Art: Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie
- Zu Maßnahmen im Wald: Handlungsempfehlungen für Vogelschutzgebiete
- Stamm
- Chordata
- Familie
- Falconidae
- Gattung
- Falco
- Art
- Falco subbuteo
- AuT-Konzept
- GKWNS-Lichtwaldkonzept
- Waldrandmerkblatt
- Priorität:
niedrig - Rote Liste BW:
Vorwarnliste (V) - Rote Liste DE:
Gefährdet (3) -
Bundesnaturschutzgesetz:
3 - Verantwortungsart BW:
ja
Autoren
- Georgi, Maria
- Mayr, Sabine
- Schürmann, Lara
Bildautoren
- Naumann, Johann Friedrich
- Sirpa, P.
Quellen
- Praxishilfe Baumfalke Entwurf.
- Im Portrait - die Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie.