Aspisviper

Aspisviper

Vipera aspis (Linnaeus, 1758)

Allgemein Bilder (4) Autoren und Quellen

Beschreibung

Die Aspisviper gehört zur Familie der Vipern (Viperidae). Das deutschlandweit letzte Reliktvorkommen liegt im südlichen Schwarzwald und erstreckt sich über eine Fläche von rund 2,5 km² (Fritz & Lehnert, 2007). Neben der Kreuzotter ist sie die zweite in Deutschland vorkommende Giftschlangenart und auf der Roten Liste Deutschlands und Baden-Württembergs als ‚vom Aussterben bedroht‘ gelistet und eine Verantwortungsart Baden-Württembergs (Laufer & Fritz, 2020).

Vorkommen in Baden-Württemberg

Das sehr lokal begrenzte Vorkommen der Aspisviper im Südschwarzwald stellt einen Ausläufer der rückläufigen Population des Schweizer Juras dar. Die im Schwarzwald bekannten Funde liegen am nordöstlichen Rande des Verbreitungsgebiets, auf einer Höhe von 450 bis 800 m ü. NN (Fritz & Lehnert, 2007). Historische Hinweise für weitere Vorkommen der Aspisviper im südlichen Bereich des Oberrheinischen Tieflandes um das Grenzacher Horn sowie den Isteiner Klotz sind seit den 1950er Jahren unbestätigt (Fritz & Lehnert, 2007).

Lebensraum

Die Aspisviper besiedelt vorwiegend wärmebegünstigte, lichte Wälder mit felsigen Bereichen und Geröllhalden an trockenwarmen Hängen in Hügellandschaften oder Gebirgsregionen. Dort bevorzugt sie offene, sonnenexponierte Standorte mit kraut- und strauchreichen Säumen, aber auch Waldrandbereiche, Uferböschungen oder von Steinhaufen durchsetzte Wiesen, Wege und Ackerränder (Fritz & Lehnert, 2007; Glandt, 2018).

In Baden-Württemberg kommt sie vor allem in Block- und Geröllhalden, Blockwald- und Felsbereichen, Steinbrüchen sowie an sonnenexponierten Böschungen und Wegrändern vor (Fritz & Lehnert, 2007).

Lebensweise

Die Aktivitätszeit der Vipern liegt zwischen März und Oktober, je nach Witterung geht sie auch bis in den November hinein. Zur Überwinterung werden tiefgründige, aus Grobmaterial bestehende Blockhalden, Nagerbauten oder auch Löcher und Spalten im Boden und im Feld genutzt (Fritz & Lehnert, 2007).

Nach dem Verlassen der Winterquartiere findet man die Tiere bei einem ausgiebigen Sonnenbad. Zwischen März und Mai findet die Paarung statt. Treffen in dieser Zeit mehrere Männchen in der Nähe eines Weibchens aufeinander, messen sie sich in sogenannten Kommentkämpfen (Geniez & Gruber, 2017). In klimatisch günstigen Lagen, kann es im Herbst (September/Oktober) zu einer zweiten Paarung kommen (Glandt, 2010). Die Dauer der Trächtigkeit ist witterungsabhängig und liegt zwischen drei und vier Monaten. Im August/September bringt das Weibchen 5 bis 15 lebende Junge zur Welt (ovovivipar) (Geniez & Gruber, 2017).

Aspisvipern sind in der Regel sehr standortstreu und bewegen sich meist nicht weit von ihren Schlupfwinkeln fort, sofern geeignete Sonnenplätze, Versteckmöglichkeiten und ein gutes Nahrungsangebot nah beieinanderliegen. Ist eine gleichzeitige Eignung der Sommerhabitate auch als Überwinterungshabitat nicht gegeben, können sie mehrere hundert Meter zurücklegen, um diese zu erreichen (Flatt & Dummermuth, 1993).

Die Nahrung der Aspisvipern besteht überwiegend aus Kleinsäugern, nestjungen Vögeln und Eidechsen (Geniez & Gruber, 2017).

Vergesellschaftet kommen die Aspisvipern im Schwarzwald mit Mauereidechsen, Blindschleichen, Schlingnattern, Ringelnattern, seltener mit Zauneidechsen und Waldeidechsen, nicht aber mit der Kreuzotter vor (Fritz & Lehnert, 2007).

Empfohlene Schutz- und Fördermaßnahmen

  • Vernetzung besiedelter und ehemals besiedelter Blockhalden durch Schaffung von Trittsteinen und Korridoren (Laufer & Fritz, 2020; Braunisch et al., 2018):
    • regelmäßiges Auflichten zwischen den Blockhalden und in den Randbereichen
    • Zurückdrängen aufkommender Sukzession innerhalb offener und halboffener Lebensräume
  • Besonnungsdauer von Blockhalden erhöhen:
    • Freihalten von starkem Gehölzaufwuchs (Deckungsgrad < 30%) (Braunisch et al., 2018)
    • Rücknahme insbesondere südlich aufkommender Gehölze (Glandt, 2018)
  • Pflegemaßnahmen in Bereichen mit starker krautiger Vegetation zur Erhaltung und Schaffung von Sonnenplätzen (Laufer & Fritz, 2020)
  • Lichtbaumarten wie Eiche und Kiefer fördern (Laufer & Fritz, 2020)
  • Vergrämung der Gämse (in Teilarealen mit hoher Dichte) (Laufer & Fritz, 2020)
  • Straßenrandpflege außerhalb der Aktivitätszeit der Schlangen durchführen (Laufer & Fritz, 2020)

Erkennungsmerkmale

Aspisvipern werden 60 bis 70 cm, selten bis zu 85cm lang. Der spitz-dreieckige Kopf mit der leicht aufgewölbten Schnauze (kennzeichnend) setzt sich deutlich vom Hals und dem gedrungenen Körper ab. Die Augen weisen, wie auch bei der Kreuzotter, eine senkrecht geschlitzte Pupille auf. Die Färbung der Aspisviper variiert stark zwischen grau, braun, beige oder rotbraun, wobei alle Zwischentöne möglich sind. Männchen weisen meist eine kontrastreichere Färbung gegenüber den Weibchen auf (Glandt, 2010). Im Gegensatz zur Kreuzotter, welche drei große Kopfschilder besitzt, weist die Aspisviper mehrere kleine Schuppenschilder auf (Gland, 2010). Auch die Rückenzeichnung unterscheidet sich zu der der Kreuzotter. Diese besitzen ein Zick-Zack-Band auf dem Rücken, wohingegen dieses Band bei der Aspisviper in querstehenden, gegeneinander versetzte dunkle Barren aufgelöst ist (Glandt, 2010).

Systematik
Stamm
Chordata
Familie
Viperidae
Gattung
Vipera
Art
Vipera aspis (Linnaeus, 1758)
Artengruppe
Reptilien
Typ
Waldzielart
Lebensraum
  • Wuchsgebiet
    • Schwarzwald
  • Waldtyp
    • Trockenwälder
Fachkonzept
  • GKWNS-Lichtwaldkonzept
Lokaler Fokus
  • Bestand
Schutzstatus
  • Priorität:
    hoch
  • Rote Liste BW:
    Vom Aussterben bedroht (1)
  • Rote Liste DE:
    Vom Aussterben bedroht (1)
  • Bundesnaturschutzgesetz:
    4
  • Verantwortungsart BW:
    ja

Autoren

  • Werwie, Felicitas

Bildautoren

Quellen

Braunisch, V. & Werwie, F. 2018
Lichtwaldarten-Förderung: Zielwerte für die Aspisviper im Südschwarzwald. FVA-Einblick 2 : 10-14.
Flatt, T. & Dummermuth, S. 1993
Zur Kenntnis der Aspis- oder Juraviper Vipera a. aspis (L., 1758) im Kanton Solothurn. Mitt. Nat. Ges. Solothurn 36 : 77-102.
Geniez, P. & Gruber, U. 2017
Die Schlangen Europas.
Glandt, D. 2018
Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz.
Glandt, D. 2010
Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas.
Laufer, H. & Fritz, K. 2020
Aspisviper (Vipera aspis). – In: Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3) : 42-43.
Laufer, H., Fritz, K., & Sowig, P. 2007
Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs.
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